Autoren-Beiträge Schulterschluss durch Kommunikationsprokura

vill andreasvon Andreas Vill, Sprecher der Geschäftsführung von fischerAppelt, relations (GPRA), Hamburg

Haben wir schon eine Facebook-Fanpage? Für welche unserer Marken? Und mehrere Twitter-Accounts? Für jede Abteilung? Und was ist eigentlich mit unseren herausragenden Ideen unserer Zukunftsforschungsabteilung – sind die auch auf slideshare? Und referenzieren wir überall dort auch auf unser niegelnagelneues Social Media Newsroom?

Fragen, die sich so mancher Kommunikations- und Marketingchef entweder selber stellen muss oder mit denen er schlicht intern konfrontiert wird. Dabei geht es gar nicht um jeden Preis um die Präsenz auf all diesen vermeintlichen Social Media Plattformen. Nein, es geht vielmehr um relevante und interessante Inhalte. Und um Dialog. Dialog über diese Inhalte mit den verschiedenen Stakeholdern eines Unternehmens. Gemeint sind Mitarbeiter, Medien, Politik, Partner, Lieferanten, Investoren, Kunden und last not least schlicht Interessenten.

Doch wie schaffen wir diese Inhalte, finden wir die relevanten Gesprächspartner? Und wer führt den Dialog? Ein Potential, das nicht ungenutzt bleiben sollte. Das aber erfordert zusätzliche Kapazität, die so gut wie keine Kommunikationsabteilung mit ihrem Bordpersonal mal so auf der hohen Kante hat.

„Unternehmen müssen Kommunikationsprokura verleihen“, lautet eine These der „Deklaration 21 für einen Kurswechsel in der Meinungslandschaft“ (www.dek21.com). Gemeint ist ein kommunikativer Schulterschluss mit ausgewählten kompetenten und kommunikativ gewandten Kollegen aus den Fachbereichen eines Unternehmens. Die gilt es – richtig – auszusuchen, ihnen die Basics der Kommunikation beizubringen und sie letztlich zu autorisieren, über die Themen Ihres Fachbereichs – und nur zu diesen – eigenverantwortlich in den neuen Medien zu kommunizieren.

Auch heute sprechen Experten aus Unternehmen mit Medien über ihr Fachgebiet. Meist wird das aber immer für jeden Einzelfall geregelt und inhaltlich abgestimmt. Kommunikationsprokura gibt dem einzelnen Mitarbeiter die generelle Autorisierung zur fachspezifischen Kommunikation – ohne Individualabstimmung, sozusagen als verlängerter Arm des Kommunikationsbereichs. Authentizität und Glaubwürdigkeit inklusive.

Ein erster Ansatz dafür sind Corporate Blogs. Hier bringen “Kommunikationsprokuristen” schon heute mitunter komplexe und auch kritische Fachthemen zur Sprache. Daraus zitieren dann auch Journalisten klassischer Medien, wie etwa aus dem Daimler-Blog (www.blog.daimler.com) zum Thema “Arbeitskosten” oder „Einstellungsuntersuchungen“.

Aber Kommunikationsprokura meint noch mehr: Es geht beispielsweise auch darum, einem Kundenberater im eigenen Retail-Netz eine begrenzte kommunikative Rolle zu übertragen. Natürlich spricht der nicht mit der Presse. Aber er repräsentiert schon heute eine wichtige Schnittstelle zum Kunden. In manchen Fällen sogar die Wichtigste.

Kommunikationsprokura ist dabei Teil einer CRM-Strategie, die vorsieht, diesen Kundenkontakt optimal zu nutzen. Und dazu braucht es keinen Schlagwortkatalog oder ein – meist doch nicht auswendig gelerntes – Q&A. Erforderlich als Vorgabe sind vielmehr eine konkrete Haltung, ein Rahmen, in dem sich diese Kommunikations -Prokuristen bewegen, ihre eigenen Worte finden und so ihre kommunikative Teil-Funktion für speziell ihren Fachbereich gewinnbringend für Unternehmen, Medien und Kunden übernehmen können.

Und dann beantworten sich auch die Eingangsfragen wie von selbst: „Dafür haben wir unsere Kommunikationsprokuristen. Die machen das.“

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