„Das PR-Interview“ wird realisiert von k1 gesellschaft für kommunikation

Heiko Kretschmer
PR-Journal: Warum brauchen wir (außer den vorhandenen internationalen) auch noch einen Deutschen Kommunikationskodex?
Heiko Kretschmer: Der Blick auf unsere Branche ist kritischer geworden. Die Diskussionen finden statt – unabhängig, ob es um Lobby-Aktivitäten, den Umgang mit Journalisten, PR-Inszenierungen oder Online-Spielregeln geht. Wollen wir diese Diskussion wieder offen und fair gestalten, so müssen wir unsere ethischen Grundlagen an aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen anpassen, uns selbstkritisch prüfen und unsere Profession und ihre Leistung offensiv verkaufen. Die bisherigen Kodizes spiegeln weder neue Entwicklungen in der Kommunikation wie beispielsweise Social Media wider, noch bieten sie Nachwuchskräften und Kommunikatoren konkrete Hilfestellungen, wie die praktische Umsetzung aussehen kann.
PR-Journal: Was zeichnet den Kodex aus, was soll er leisten?
Heiko Kretschmer: Der Deutsche Kommunikationskodex und seine konkreten Richtlinien sind eine Reaktion auf dieses Dilemma. Sie formulieren eine Werteebene und können zugleich einen konkreten Handlungsrahmen abstecken.
PR-Journal: Welche Normen und Werte sollten unbedingt darin verankert werden?
Heiko Kretschmer: Ich glaube, dass es wenig sinnvoll ist, einzelne Werte und Normen aus dem Kodex besonders herauszuheben. Der Kodex wirkt vor allem dadurch, dass er ein Set gleichrangiger Werte und Normen beschreibt. Dies hat zur Folge, dass beispielsweise der Transparenz-Grundsatz nun auf eine Ebene mit Werten wie Wahrhaftigkeit gehoben wird.
PR-Journal: Welche Sanktionen wären bei Verletzungen der Regelungen denkbar bzw. sinnvoll?
Heiko Kretschmer: Der DRPR hat sein Set an Sanktionen: Mahnungen und Rügen. Gerade Letztere haben für Marktteilnehmer mitunter gravierende wirtschaftliche Folgen, weil beispielsweise im Agenturenmarkt eine Rüge ein ernst zu nehmendes Reputationsproblem für den Betroffenen darstellt. Weiter gehende Sanktionen sind Fragen, die die Trägerverbände jeweils individuell klären müssen. Bei der de'ge'pol beispielsweise löst eine Ratsrüge automatisch ein verbandsinternes Verfahren, das mit dem Ausschluss des Mitglieds enden kann. Und dafür gibt es auch Beispiele in der Vergangenheit.
Heiko Kretschmer ist als Ethikbeauftragter der de'ge'pol - Deutsche Gesellschaft für Politikberatung Mitglied des Deutschen Rates für Public Relations. Der Geschäftsführer von Johanssen + Kretschmer betreut überwiegend Kundenprojekte im Bereich Public Affairs und versieht Lehraufträge am PR-Kolleg Berlin sowie am Fachbereich Publizistik der FU Berlin. Zur Internetseite Kommunikations-Index.
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