Das PR-Interview Interview Nr. 30: Das Buch als Event

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Interview mit Dr. Edmund Labonté zur Frage, wie man Literatur erlebbar machen kann.

PR-Journal: Die lit.COLOGNE hat sich in nur zehn Jahren zu einer Institution im literarischen Leben entwickelt. Wie kam es dazu?

labonte-edmundEdmund Labonté: So etwas wie die lit.COLOGNE gab es noch nicht in Deutschland. Es gab Film-, Theater-, Musikfestivals, aber kein Literaturfestival. Das war unser Ansatz, und wir scheinen darin eine Form gefunden zu haben, die den Leuten gefällt. Dazu gehört sicher in erster Linie ein spannendes Programm mit vielen Highlights, Neuigkeiten, aber auch ungewöhnlichen, speziell für das Festival konzipierten Events, aber auch ein spannender Komplex von Schauspielern, Moderatoren, Musikern und anderen Künstlern, mittels derer man auch Bezüge zu anderen Kunstgattungen herstellen kann, wie etwa zur Musik, zum Theater und zum Film. Dazu ein Ambiente, in dem sich alle wohl fühlen.

PR-Journal: Lesungen machen Bücher erlebbar. Wie schätzen Sie in diesem Zusammenhang multimediale Inszenierungen ein, wie sie etwa der Erfolgsautor Frank Schätzing zelebriert?

Edmund Labonté: Alles, was hilft, Bücher an den Leser zu bringen, ist legitim. So haben wir von Anfang an bei unseren Veranstaltungen darauf geachtet, nicht das reine Vorlesen in den Mittelpunkt zu stellen, sondern auch und gerade die Begegnung mit den Autoren. Dazu gehört ein guter Moderator, der durch den Abend führt, der spannende Fragen stellt und so den Autoren und sein Werk dem Publikum näher bringt.
Fakt ist, dass man eine Wahrnehmungsschwelle zu überwinden hat, um in unserer Medienwelt überhaupt noch wahrgenommen zu werden, und da sind wir in einem ständigen Wandel begriffen. Das hat Frank Schätzing sehr gut erkannt und exzellent umgesetzt. Ob allerdings z. B. Martin Walser oder Herta Müller mit einer solchen Vermittlungsform gut bedient wären, mag sich jeder selber beantworten.

PR-Journal: Welchen Einfluss werden Entwicklungen wie E-Books, Kindle und iPad aufs Bücherlesen haben?

Edmund Labonté: Sie werden weiter an Bedeutung gewinnen. Das betrifft im Wesentlichen zunächst die Übermittlungsform, also den Datenträger bzw. das Medium, und nicht so sehr den Inhalt. Die Inhalte bleiben erst einmal gleich, die Aufgabe für unsere Branche besteht darin, nicht die gleichen Fehler zu machen wie z. B. die Musikindustrie. Darüber hinaus müssen wir uns Gedanken machen, wie wir zukünftige Generationen mit völlig anderem Rezeptionsverhalten als Leser behalten bzw. gewinnen können. Auch werden sich viele Akteure innerhalb der Wertschöpfungskette fragen müssen, wie es um ihre zukünftige Bedeutung steht. Brauchen wir beispielsweise in zehn Jahren noch Großbuchhandlungen oder Druckereien in der Form, wie sie heute existieren?

Dr. Edmund Labonté ist einer der drei Geschäftsführer der lit.COLGONE, einem der bedeutendsten internationalen Literaturfestivals (www.litcologne.de). Die lit.COLOGNE findet seit 2001 jedes Jahr im März in Köln statt.

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