Kommentare Schebens PRJ-Kolumne "Salz": Prost GroKo – dazu ein Schuss Slomka, bitte

schebenmathias-2010Die machtfrohen Protagonisten der GroKo haben sich aneinander programmatisch weichgespült. Von den zu den „Flügeln“ (nicht: Flegeln)  von CDU, CSU und SPD zählenden Mitgliedern haben mehr als manche ihrer Karriere wegen gekuscht. Die GroKo-Soße ist gerührt. Die Medien begleiten die kindliche Freude der führenden Hedonisten höflich. Die im wahren Sinne des Wortes „betroffenen“ Bürger schweigen ungerührt. So weit, so üblich. Jetzt aber wäre  d i e  Gelegenheit, dass sich Journalistinnen und Journalisten neuen Respekt verdienen. War da nicht etwas wie die „vierte Gewalt im Staate“?

Intelligenz und Sachverstand der Medienmacher sind mehr denn je gefragt. Wo bleibt etwa die Diskussion zu den Auswirkungen des Mitgliederentscheids der SPD auf die Demokratie in Deutschland? Wo bleibt die wirksame Auseinandersetzung zur Tatsache, dass der unaufgeräumte, riesige Haufen von Problemen in allen Bereichen des deutschen Alltags, offensichtlich auch künftig liegen bleiben soll? Sind Maut und verschobener Mindestlohn alles, was die aktuelle Politik zu bieten hat? Wer macht darauf aufmerksam, wie Deutschland an allen Enden und Ecken optisch, ethisch und strukturell vergammelt? Wer fordert die Wende ein?

Die Alternative zum gefälligen Journalismus (neben der Politik auch in Wirtschaft und vor allem in der Sportberichterstattung an der Tagesordnung) muss nicht unbedingt der investigative sein. Außerhalb der Nischenszene wartet das weithin unbeackerte Feld des grundsätzlich fundiert-kritischen, selbstbewussten Journalismus‘, der nicht Verachtung, sondern Achtung verdient. (Dann hätten übrigens auch die PR-Schaffenden richtig Arbeit, und zwar anspruchsvolle.) Vor allem für die einflussreichen TV-Medien gilt: Mit weichgespülten „Interviews“, in denen sich Journalisten als lächerliche Stichwortgeber verstehen für Antworten, die sie gar nicht erfragt haben, sollte es nun gut sein. Statt dieses wirklichen „Quatsch“ mehr Mut bitte, mehr Dialog, mehr „Slomkaismus“, mehr Rückgrat. Mehr Monitor, mehr Panorama, Kontraste, Zapp und Fakt, und zwar frontal. Sonst helfen bald nur noch mentales Abwinken und fatal-kabarettistische Ausbrüche à la Gernot Hassknecht.
Dipl. oec. Mathias Scheben (Foto), Kommunikationsberater, Andernach. www.scheben-kom.de

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