Kommentare Der PRR-Kommentar: Stichwortgeber

prreport-logo_komm.gifDa kriegen auserwählte Journalisten vor Aufregung rote Punkte im Gesicht: Der Präsident der Vereinigten Staaten George W. Bush lässt sich von Talkmasterin Sabine Christiansen und „Bild“-Chef Kai Dieckmann interviewen. Nahezu eine Sensation, denn Deutschland genießt nicht die größten Sympathien des Präsidenten. Doch Merkel steht am Ruder. Bushs Umfragewerte im eigenen Land sind katastrophal, sein Lieblings-Europäer Tony Blair hat seine besten Zeiten hinter sich, genauso Bush-Freund Silvio Berlusconi.

Christiansen hat ausnahmsweise mal Lob bekommen, weil sie Themen wie Guantanamo oder Abu Ghureib ansprach. Das immerhin irritierte Bush. Journalistisch peinlich dagegen der Auftritt Dieckmanns, der auf Seite eins seiner Zeitung ankündigen ließ: „Hier erklärt der mächtigste Mann der Welt, wie der Westen den Terror besiegen kann.“ Da steht der mächtigste Zeitungsmacher der Republik stolz wie Bolle im Oval Office und erzählt Bush, dass seine Redakteure schriftlich erklären müssen, sich für die USA zu engagieren. So gerieten sein Fragen statt zum Interview zur devoten Stichwortgeberei, die Berichterstattung über „Bild im Oval Office“ zur menschelnd-seichten Homestory.

Wen wundert es dann noch, dass eine Studie von Globalscan im Auftrag der BBC und Reuters ergab, dass insbesondere in Entwicklungsländern die Menschen den Medien mehr trauen als ihren Regierungen. In den USA und Großbritannien dagegen vertrauen die Bürger eher den Regierenden als Redakteuren. In Deutschland schenken gerade mal 43 Prozent der Bevölkerung den Medien Glauben – das ist der geringste Wert im internationalen Vergleich. 48 Prozent lassen sich dagegen von der Regierung überzeugen. Ob das in erster Linie an der Transparenz und Ehrlichkeit seitens der Politiker liegt, darf bezweifelt werden. (pb)

Übernommen mit freundlicher Genehmigung der Redaktion des "PR Report", Hamburg.

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