Kommentare Zur Diskussion: Trieben Medien Köhler aus dem Amt?

Warum ist Horst Köhler vom Amt des Bundespräsidenten zurückgetreten? Aus mangelndem Respekt vor dem Amt, sagte er selbst am 31. Mai. Seitdem herrscht Rätselraten, wer es an Respekt mangeln ließ. Die ersten Schuldigen scheinen festzustehen: die Kanzlerin, der Vizekanzler, die Berliner Politik insgesamt. Und natürlich die Medien, die ihm spätestens seit seinem missglückten Interview zu deutschen Kriegseinsätzen im Ausland das Leben schwer machten. So jedenfalls ist immer häufiger zu hören. Weshalb genau Köhler das Handtuch warf, bleibt vorerst noch sein Geheimnis.

Nur eines ist klar: Wenn ihn die Berichterstattung über die Bundeswehreinsätze oder über seine Amtsführung, wenn ihn die Überschrift "Horst Lübke" der gedruckten Spiegel-Ausgabe von gestern aus Schloss Bellevue getrieben haben sollten, hat er die Rolle der Medien im demokratischen Staat nicht verstanden. Journalisten nähern sich dem Staatsoberhaupt nicht in gebückter Haltung, Medien werden genau deshalb gelesen, gehört und geschaut, weil sie kritisch berichten, weil sie den Blick hinter die Kulissen werfen. Und dass sie das insbesondere dann tun, wenn der Bundespräsident mit seinen Äußerungen zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr den verfassungsmäßigen Auftrag des deutschen Militärs neu definieren will, kann nicht verwundern.

Das hätte auch Horst Köhler klar sein müssen. Zu hoffen bleibt, dass jetzt nicht das Schwarze-Peter-Spiel seinen Lauf nimmt und am Ende die Medien und die Journalisten als die Buhmänner da stehen. Und dass der nächste Bundespräsident oder die nächste Bundespräsidentin Journalisten nicht nur dann schätzt, wenn sie artig über die Auslandsreisen des Amtsinhabers berichten.
Hendrik Zörner, Pressesprecher des DJV Deutscher Journalistenverband, Berlin, 01. Juni 2010

Einen interessanten Kommentar hat auch (mal wieder) Michael Spreng am 01. Juni in seinem Blog "Sprengsatz" geschrieben: "Aufs allerthärteste" (www.sprengsatz.de/?p=3418 )

Seitennavigation