Von Kanzlermachern und Politikberatern

Oder: wer die politische Agenda bestimmt. Als „Vierte Gewalt“ im Staat sollen die Medien recherchieren und die Öffentlichkeit über das politisch Relevante informieren. Das gilt insbesondere für Missstände und Ungereimtheiten. Doch das ist gar nicht so einfach: Halten die Journalisten gebührende Distanz zu den Politikern, sind sie zu weit weg von der Quelle; sind sie zu nahe dran, fehlt es ihnen an kritischer Distanz. Hinzu kommt der Konkurrenzdruck in der eigenen Gilde und der damit verbundene Wettbewerb um exklusive Informationen, wobei die neuen Medien für eine zunehmende Beschleunigung sorgen.

In Berlin, so der weit verbreitete Verdacht, werde regelmässig und ausgiebig zwischen Journalisten und Abgeordneten gekuschelt, gekungelt und gekuscht – zumal vor den politischen Schwergewichten. Die Politikberichterstattung leide ausserdem, so die Kritiker, unter einem Geltungskomplex einiger prominenter Zeitgenossen, den „Alpha-Journalisten“ und „Wichtigtuern“ der Branche; auch habe sich die politische Publizistik komfortabel in der „nervösen Zone“ zwischen dem Edelrestaurant „Borchardt“ und dem Bundestag eingenistet. Von dort zelebrierten die Politikberichterstatter einen kommoden, im Grunde harmlosen Wohlstandsjournalismus, der immer mehr auf ökonomische Abhängigkeiten und Einflussnahmen schiele. Damit würden die Journalisten der deutschen Politikressorts alles andere tun, als den Recherche-Vorbildern eines Bob Woodward und Carl Bernstein nachzueifern, die einst in Washington wichtige Einzelheiten der Watergate-Affäre enthüllten.

Leif Kramp, Medienwissenschaftler und Journalist, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medien- und Kommunikationspolitik in Berlin. Stephan Weichert, Kommunikationswissenschaftler und Publizist, ist Projektleiter am Institut für Medien- und Kommunikationspolitik in Berlin. Ab Oktober 2008 lehrt er als Professor für Journalistik an der Macromedia Fachhochschule der Medien in Hamburg. Die Studie wurde im Auftrag des Netzwerks Recherche durchgeführt (vgl. www.netzwerkrecherche.de).

Den Artikel (über die Studie) von Leif Kramp und Stephan Weichert vom 23. August in "medienheft" (Katholischer Mediendienst) hier online weiterlesen.