Termine Gesundheitskommunikation im Dilemma - und mit Chancen

Beachtliche Defizite und Wirkungsverluste in Sachen Gesundheitskommunikation diagnostizierten beim 1. Trendforum Gesundheitskommunikation am 30. Mai und 1. Juni die nach Köln angereisten Presse-, Kommunikations- und Marketingleute wie auch die vertretenen Wissenschaftler. So wies Gudrun Neises darauf hin, dass z. B. TV-Sendungen zu Gesundheitsthemen überwiegend allein wegen der Unterhaltung nachgefragt werden. Und ihr Kollege an der Fachhochschule Fresenius Wolfgang Goetzke (Institut für Gesundheitswirtschaft) plädierte dafür, neben die Wissensbereitstellung für Kranke verstärkt die Vermittlung von Werten für Gesunde als gemeinsame Aufgabe aller an der Gesundheitskommunikation Beteiligten zu begreifen und den hohen Stellenwert der Prävention auch in die Praxis hineinzutragen.

Anhand ihren medienpsychologischen Forschungen zeigte IMCH-Geschäftsführerin Bettina Fromm Wege auf, wie die Relevanz von Gesundheitsthemen für die insgesamt zunehmende Berichterstattung gesteigert und durch gekonntes Agenda-Setting gesteuert werden kann. Neue  Techniken, Formate und Wege der Informationsvermittlung würden zu einer grundlegenden Änderung der Kommunikation zwischen Arzt und den zunehmend besser informierten Patienten führen.       

Mit Statements aus der ärztlichen und betrieblichen Praxis wurde beispielhaft aufgezeigt, welche Themen Journalisten bewegen – und wie die Gesundheitsunternehmen darauf reagieren können. In den von der Journalistin Susan Bäthke sachkundig und zielgerichtet moderierten Diskussionsrunden wurde den Gründen für die eingangs der Tagung festgestellten Defizite nachgegangen. Das Fazit: Politiker fürchten es,  der Manipulation geziehen zu werden, wenn sie sich für eine gezielte Gesundheitskommunikation stark machen. Andererseits wissen die Autoren und Redakteure von Gesundheitsbeiträgen nur selten,  welche Zielgruppe sie mit ihren Artikeln oder TV- und Funksendungen erreichen und welche Formate geeignet wären, mehr Wirkung zu erzielen. Aber auch die Marketingkommunikatoren entwickeln nur bedingt ein entsprechendes Sendungsbewusstsein oder Strategien, die über die Produkt- oder Vertriebs-PR hinausgehen.

Die Ursachen für das festgestellte Dilemma liegen für Lutz E. Weidner  (Bildungsinstitut der Kommunikationswirtschaft) auf der Hand: „Es fehlt an einer allgemein akzeptierten Zielvorstellung und der zukunftsfähigen Strategie für eine die Gesundheit fördernde Aufklärung bzw. den Kampf um für eine verbesserte Prävention – eine höchst politische Aufgabe, deren Erfüllung angesichts der ungelösten Probleme im Gesundheitswesen mehr als überfällig ist.“ 

Der erfolgreiche Verlauf des von Unternehmen wie Madaus, HolmesPlace Health-Club und des für seine Wellnes-Orientierung bekannten Jolly-Hotel Köln MediaPark geförderte Trendforum Gesundheitsforum ist für deren Organisator, Markus Berger (EEC-Network) Anlass, eine Fortsetzung im nächsten Jahr im internationalen Rahmen vorzusehen und damit dem Meinungs- und Erfahrungsaustausch zwischen Journalisten, Wissenschaft und Industrie eine weitere Dimension hinzuzufügen.  -lew-

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