Branche Who is Who in der deutschen PR-Landschaft? Internationaler Deutscher PR-Preis 2011

(cw) Am 7. Oktober war es wieder soweit. 62 Finalisten und hunderte von Gästen trafen sich im traditionellen Kurhaus in Wiesbaden zur Preisverleihung des internationalen deutschen PR-Preises 2011. Die 37-köpfige Jury, wie gewohnt hochkarätig aus Industrie, Dienstleistung, Verbänden und der DPRG besetzt, bewertete knapp 300 Einreichungen in 20 Kategorien. Nach der offiziellen Preisverleihung gab es bis in die Morgenstunden ausreichend Gelegenheit für Experten-Gespräche, neue Kontakte (und Geschäfte) und Vergnügen.

Mit der gemeinsamen Vergabe der Preise honorieren die Deutsche Public Relations Gesellschaft (DPRG) und das F.A.Z.-Institut Spitzenleistungen der PR-Branche und des Kommunikationsmanagements. Die meisten Einreichungen waren bei den Kategorien Online-Kommunikation/Social Media und Corporate Media vertreten. Mit dabei in diesem Jahr 25 DAX-Unternehmen. Und so nimmt es kein Wunder, dass das Gros der Preise aus den 20 Kategorien überwiegend an Großunternehmen vergeben und von Groß-Agenturen eingereicht wurde und sich wie das Who is Who der deutschen Wirtschaft liest. Für eine bessere Ausgewogenheit wäre wünschenswert, dass die vielen sehr guten mittelgroßen und kleineren Agenturen und der Mittelstand ihre sicherlich ebenso wirkungsvollen Kampagnen einreichen würden.

Die Kategorien als auch Jury-Besetzung waren ausgewogen und spiegelten alle Facetten der Unternehmenskommunikation wieder. Volker Sach, Geschäftsführer des F.A.Z.-Instituts: "Strategische Kommunikation wird inzwischen als Managementaufgabe verstanden. Dabei ist ein enger Austausch zwischen Unternehmensleitung und Kommunikationsexperten unverzichtbar". Ganz offensichtlich war dieser Kontakt besonders eng zwischen dem Vorstandsvorsitzendes der Volkswagen AG in Wolfsburg, Martin Winterkorn und seinem Kommunikationsmanager Stephan Grühsem, die mit dem  Deutschen Image-Award 2011 geehrt wurden. Er wird für das beste öffentliche Image sowie die strategische Leistung der Unternehmenskommunikation vergeben. Die Bewertungsgrundlage bildet eine wissenschaftliche Inhaltsanalyse nationaler und internationaler Medien. Geradlinigkeit, Erfolg und Bodenständigkeit zeichnen nach Ansicht internationaler Meinungsführermedien den Vorsitzenden des Vorstands von Volkswagen in ganz besonderer Weise aus. 

Winterkorn pflegt jedoch nach eigenen Aussagen nicht nur den Kontakt zu seinem Unternehmenssprecher, sondern legt besonderen Wert auf regelmäßigen und persönlichen Stakeholder-Dialog. "Kommunikation bedeutet Unternehmenswert und ist bei Volkswagen ein zentrales Führungsinstrument. Das Stakeholder-Feedback fließt in unsere unternehmerischen Entscheidungen ein", so Winterkorn in seiner Rede. Imagepflege sei oberste Führungsaufgabe und schwieriger zu festigen als aufzubauen, formulierte der CEO-Botschafter in eigener Sache. Seine Dankesrede, inhaltlich korrekt und mit Basis-Thesen der PR-Lehre gespickt, wirkte nicht ganz überzeugend authentisch. Die Erklärung folgte jedoch direkt zum Abschluss mit der Selbstbekenntnis: "Ich bin Ingenieur, meine Leidenschaft sind Autos und manche in meinem Umfeld behaupten, in meinen Adern fließe Benzin statt Blut". Et voilà, da war sie da, die viel zitierte Authentizität der Vorstandskommunikation.

Die herausragende Kommunikationsleistung von Steffi Jones, Präsidentin des Organisationskomitees der Frauen-Fußball-WM 2011 in Deutschland, wurde mit dem Preis ‚Kommunikator des Jahres‘ gewürdigt. In ihrer ganz eigenen authentischen und bodenständigen Art und Weise eroberte sie die Sympathien im Saal im Sturm.  ‚Während sie als aktive Fußballerin ihr Publikum mit ihren spielerischen Leistungen fesselte, standen als Präsidentin des Organisationskomitees ihre kommunikativen Fähigkeiten im Mittelpunkt: Bei Pressekonferenzen, TV-Interviews, öffentlichen Reden und weltweiten Werbetouren verstand sie es mit ihrer authentischen, sympathischen sowie bodenständigen Art den Deutschen Frauenfußball zu repräsentieren und die Leidenschaft dafür zu transportieren. Damit gelang es ihr, das Turnier ins eigene Land zu holen‘, so die Begründung der Jury. Es waren sich alle einig: Sie hat den Deutschen Frauenfußball weit über die deutschen Grenzen hinaus etabliert und leistete damit einen außergewöhnlichen gesellschaftlichen Beitrag in kürzester Zeit.

Während Steffi Jones und der deutsche Frauenfußball international eine hohe Reputation besitzen, blieb bis zum Ende unter einigen Gästen die Frage offen, warum diese hochrangige jährliche Preisverleihung ausgerechnet ‚Internationaler Deutscher PR-Preis‘ genannt wird. Einreichungen, Gäste und Jury sind eindeutig und mehrheitlich aus Deutschland. Ist mit ‚international‘ die deutschsprachige Region Deutschland, Österreich und die Schweiz gemeint? Würde man sich unter dem Begriff International nicht wenigsten noch ein paar europäische Länder vorstellen (wobei es dann auch eher der Europäisch Deutsche PR-Preis heißen müsste)? Die komplette Liste der Gewinner und Infos zur Veranstaltung in Wiesbaden stehen unter www.der-deutsche-pr-preis.de.  Wie auch immer, dieser sprachliche Widerspruch wurde während des sehr schmackhaften Dinners und der köstlichen Desserts im Wintergarten nicht wirklich aufgelöst.

Null Problem
Organisation und Stimmung der Veranstaltung konnten kaum besser sein: Von der außergewöhnlich schönen Location über einen reibungslosen, freundlichen und aufmerksamen Service bis zur freundlichst besetzten Information, die das vergessene Einladungsticket mit einem strahlenden Lächeln und ‚Null Problem‘-Satz sofort ersetzte. So gab es nicht nur auf der Bühne Gewinner zu sehen, sondern die Veranstaltung war für Organisatoren, Sponsoren und Gäste ganz sicher ein Branchen-Highlight in 2011.

Ein Trost bleibt: Wer dieses Mal leer ausgegangen ist, kann seine Arbeit erneut einreichen: Am 18. November 2011 ist Einsendeschluss für den PR Report Award 2012. Die Einreichungsgebühr ist günstiger, die Jury mit 25 Koryphäen etwas übersichtlicher  und geographisch gesehen ebenso deutschsprachig wie der  Internationale Deutsche PR-Preis. Dort zählen nämlich auch nur PR-Erfolge der deutschsprachigen  Länder. Welche der beiden Veranstaltungen nun die Bessere ist, bleibt dem persönlichen Empfinden des Gastes überlassen oder wie Winterkorn seinem Publikum vermittelte: ‚Ohne Emotion kann eine akzeptierte Unternehmenskommunikation nicht funktionieren‘. Auch Veranstaltungen  bleiben am Ende in ihrer Bewertung ein Thema der Emotionen.

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