Branche Ist der PR-Beratercheck der WirtschaftsWoche korrekt?

Durch die allzu enge Verbindung zwischen einer nominierten Agentur und dem Institut, das die Befragung durchgeführt hat, sind Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Beraterchecks der „WirtschaftsWoche“ aufgekommen. Das betrifft zwar nicht die großen Agenturen, die auf den besten Plätzen der Untersuchung gelandet sind, doch kommt Skepsis auf, was die Aussagekraft des Beraterchecks angeht. Aber der Reihe nach:
Ausführlich hatte das "PR-Journal" am 12. August über den „Beratercheck der ,WirtschaftsWoche‘“ berichtet. Klar, wenn ein großes Wirtschaftsmagazin der PR-Branche auf den Zahn fühlt, ist das ein Thema für das „PR-Journal“. Beim Absender „WirtschaftsWoche“ verlassen wir uns (und sicher auch die anderen Branchenmedien) eigentlich darauf, dass der Beratercheck und die Berichterstattung journalistisch gut recherchiert und einwandfrei sind. Davon geht wahrscheinlich auch die „WirtschaftsWoche“ selbst aus. Doch sind Zweifel angebracht.

Worum geht es genau? Um die „Berater zu checken“ hat sich die Redaktion der „WirtschaftsWoche“ eines Dienstleisters bedient. Das in Hamburg ansässige IMWF, Institut für Management- und Wirtschaftsforschung, hat im Auftrag der Redaktion die Untersuchung durchgeführt und 514 Unternehmen zur Dienstleistungsqualität der PR-Agenturen befragt. Am besten abgeschnitten haben – wie berichtet – drei große und bekannte Agenturen. Auch auf den folgenden Plätzen fanden sich überwiegend die großen Agenturen wieder. Auffällig war nur die Platzierung der Hamburger Agentur „Faktenkontor“: Inmitten der großen Agenturen findet sich Faktenkontor in der WiWo-Liste auf Platz sieben, obwohl die Agentur mit rund 30 Mitarbeitern beispielsweise in Pfeffers PR-Ranking für 2012 allenfalls auf Platz 50 gelandet wäre - wenn sie denn gemeldet hätte...

Das stimmt nachdenklich und regt zu weiteren Recherchen an. Hier die Ergebnisse: Das mit dem Beratercheck beauftragte IMWF ist laut Website von Faktenkontor einer der Wissenschaftspartner der Agentur. Außerdem ist Faktenkontor-Geschäftsführer Roland Heintze auf der Website des IMWF als Ansprechpartner für die Presse aufgeführt – mit Angabe seiner Faktenkontor-Kontaktdaten. Zudem war Roland Heintze bis zum 31. Januar 2011 selbst Geschäftsführer des IMWF. Diese Tatsachen lassen Zweifel daran aufkommen, ob das IMWF bei der Erstellung seiner Rangliste vollkommen neutral und unabhängig war. Die „WirtschaftsWoche“ hat weder im Artikel noch im Blog von Redakteurin Claudia Tödtmann auf die Verflechtung zwischen einer der bewerteten Agenturen und dem IMWF hingewiesen. Ist da alles mit rechten Dingen zugegangen? Die „WirtschaftsWoche“ sollte das dringend klären, sonst wäre ihr Beratercheck unglaubwürdig. -TDI-

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