Branche Krisenkommunikationsgipfel in Hamburg: „Wir brauchen gute Kommunikation“

Krise. 2022 fühlt sich dieser Ausnahmezustand auf skurrile Weise wie Alltag an. Und das nicht nur im Privaten. Auch von den Schreibtischen der Kommunikatoren und Kommunikatorinnen ist Krise kaum mehr wegzudenken. Am 23. März schafften es zirka 130 von ihnen dennoch – zumindest gedanklich –, selbige zu verlassen, und folgten der Einladung des Krisennavigators, um beim Krisenkommunikationsgipfel in Hamburg und virtuell neue Impulse und aufbereitete Erkenntnisse zu erhalten. Das „PR-Journal“ begleitete die Veranstaltung auch in diesem Jahr wieder als Medienpartner.

Interessierte trafen sich im historischen Saalhaus im Hamburg zum Krisenkommunikationsgipfel 2022. Alternativ konnte man sich digital per Konferenzsystem zuschalten.

Die Blaulicht-Familie kommt zu Wort

2022 fand der Kongress des Instituts für Krisenforschung Kiel bereits zum 33. Mal statt. 13 Referentinnen und Referenten gewährten in den fünf Rubriken Business Continuity, Medien, Reputation, Katastrophenmanagement und Digitalisierung Einblick in ihre Arbeit. Rege diskutiert wurde vor allem, was sich beim staatlichen Krisenmanagement und bei der Krisenkommunikation in Deutschland ändern muss, wobei direkt und indirekt auch verschiedene Vertreter der „Blaulicht-Familie“ Gehör fanden – darunter die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und das Technische Hilfswerk (THW).

Dierk Hansen, Länderbeauftragter für Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk in Kiel, forderte modernere und attraktivere Rahmenbedingungen für den ehrenamtlich getragenen Bevölkerungsschutz. „Die Selbsthilfefähigkeit jedes Einzelnen wird wichtiger, aber das Verständnis – beispielsweise seitens der Arbeitgeber – ist nicht selbstverständlich“, sagte er. 

Konsens über die Notwendigkeit „guter Kommunikation“

Dass Krise eben kein Hobby ist und sein kann, machte auch Cornelia Weigand, Landrätin des Kreises Ahrweiler, deutlich: „Wir brauchen eine Krisenedukation. Wir brauchen Übungen im privaten Sektor. Ständig besetzte Lagezentren müssen die meist ehrenamtlichen Führungskräfte im Katastrophenschutz frühzeitig informieren, beraten und unterstützen.“ Das bewährte „so wenig wir nötig“ sei in diesem Zusammenhang fehl am Platz. Zur Warnung der Bevölkerung seien im Krisenfall sämtliche Informationskanäle zu nutzen, führte sie weiter aus.

Dabei denkt das Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen des Landes Baden-Württemberg in Stuttgart sogar das Thema Künstliche Intelligenz mit. Wie Professor Hermann Schröder, Leiter der Abteilung Bevölkerungsschutz und Krisenmanagement, erklärte, gebe es durchaus Technologien, die den Blick in die Glaskugel halbwegs ermöglichten. „Die Kompetenzen sind da“, sagte er. „Das Verständnis und das Miteinander zwischen Ländern, Abteilungen und Ressorts muss verbessert werden.“ Krisenbewältigung, so sind sich die Podiumsteilnehmer einig, bedingt gute Kommunikation.

Problem erkannt. Wer hilft?

Doch zur Risikokommunikation „gehört das offene Eingeständnis, dass der Staat in einer Krisensituation nicht alles wissen kann und auf Sicht fahren muss“, ordnet Sabine Sütterlin-Waack, Ministerin für Inneres, ländliche Räume, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein in Kiel, ein. Und so blieb bei allem Konsens am Ende die Frage, wer genau nun das Mandat zur Verbesserung der Kommunikation im Fall der humanitären Krise hat. Oder auch haben kann. 

Ohne Zweifel leistet der Krisenkommunikationsgipfel alljährlich einen Beitrag in Richtung des übergreifenden Austauschs, der vernetzten Kommunikation und des gegenseitigen Verständnisses. Wie diese Impulse und Forderungen jedoch in die einzelnen Bereiche von Wirtschaft, Politik, Bildung und auch Privatleben hineingetragen werden, bleibt abzuwarten. Vielleicht kann die Blaulicht-Familie im kommenden Jahr, wenn der Krisennavigator nach Köln einlädt, von ersten Erfolgen berichten. Zu wünschen wäre es.

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