Branche Blogoshpäre sauer wegen Vodafones Web 2.0-Kampagne

Mit seiner Web 2.0-Kampagne hat Vodafone eine virale Hohn- und Spott-Maschinerie losgetreten. Für seine aktuelle Kampagne konnte der Telefonkonzern mit Unterstützung der Agentur Scholz & Friends unter anderem die bekannten Blogger Sascha Lobo und Ute Hamelmann als Testimonials gewinnen. Nur: Das schmeckte der Blogosphäre so gar nicht.

Nicht nur in zahlreichen Blogs, auch auf StudiVZ, Facebook, MySpace und Twitter hagelte es böse Kommentare. Auch der Werbespot wurde auf YouTube mit bitteren Postings verziert. Kritisiert (nicht selten auch beschimpft) wurde zunächst Sascha Lobo, dessen Glaubwürdigkeit man beschädigt sah. Doch auch Vodafone wurde hart angegriffen, unter anderem wegen dessen Kommunikationsverhaltens.  Das Online-Magazin business-on zitiert einen StudiVZ-Nutzer, dem die (angebliche) Löschung kritischer Kommentare auf den Magen geschlagen ist und der sich auf die Fahnen geschrieben hat, dieses Verhalten öffentlich anzuprangern. Und wie die Online-Community auf derartige Aktionen reagiert, wurde in der Vergangenheit schon oft beobachtet.

Es traf aber nicht nur Sascha Lobo. Aufgrund der massiven Kritik stellt Ute Hamelmann nun ihre Internet-Aktivitäten ein. Auf ihrer Website schreibt sie: "Die Werbung ist das eine, aber wenn mir persönlich nicht mehr geglaubt wird, dann geht nichts mehr, dann bleibt nur eins: Der Rückzug." Bereits zuvor hatte sie sich nach Aussage der Frankfurter Rundschau zu den verbalen Prügelattacken wie folgt geäußert. "Wenn Journalisten sich freuen, dass man endlich mal wieder auf diese ganzen Blogger und die Webwzonuller einkloppen kann und geringschätzig über alles berichtet, dann findet man das alles nicht mehr so wahnsinnig lustig."

Thomas Knüwer und dessen Blog Indiskretion Ehrensache dürfte sie damit nicht gemeint haben. Er ließ zwar an der Pressekonferenz mit Livestream und Facebook-Integration (das PR-Journal berichtete darüber) kein gutes Haar, er nahm aber Lobo, Hamelmann und co in Schutz: "Ich finde es nicht verwerflich, bei solch einer Werbekampagne gegen Geld aufzutreten. Von Haus aus bin ich Marktwirtschaftler und deshalb freue ich mich für jeden, der mit seinem digitalen Hobby Geld verdient, ohne andere über diese Geldquellen zu täuschen oder andere zu betrügen."

Klaus Eck schreibt dazu in seinem Blog am 23. Juli: Vodafones kleine Reputationskrise um Schnutinger : Niemand muss sich im Netz von anderen beschimpfen und verleumden lassen. Dass die Öffentlichkeit nicht immer ganz pflegeleicht ist, haben schon viele Prominente erlebt. Doch inzwischen machen auch weniger bekannte Persönlichkeiten diese Erfahrung. Viele Blogger kennen gehässige Kommentare und fragen sich dann, ob sie derlei Unbotmäßigkeiten löschen dürfen oder nicht. Wer in die digitale Öffentlichkeit geht und das tun viele Onliner - weltweit fast 800 Millionen Menschen bewegen sich mehr oder weniger freizügig in Social Networks - der muss mit Kritik rechnen.

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