Medien Medien compact (6) (12.KW-2010)

01: Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) hat mit sofortiger Wirkung Gerd Rapior, Fernsehredakteur im NDR Landesfunkhaus Schleswig-Holstein, vom Dienst suspendiert und prüft eine fristlose Kündigung. Grund des Vorgehens sind gravierende Verstöße des Mitarbeiters gegen arbeitsrechtliche Bestimmungen und Interessen des NDR. Dabei handelt es sich um nicht genehmigte Nebentätigkeiten und um sogenannte Medientrainings. Diese Verstöße hat Gerd Rapior gegenüber dem NDR eingeräumt. Den Vorwurf der Bestechlichkeit weist er zurück. abendblatt.de

02: Der Berliner Medienanwalt Christian Schertz hat der Staatsanwaltschaft eine öffentliche Zurschaustellung von Jörg Kachelmann vorgeworfen. "Mir ist kein Fall in der deutschen Pressegeschichte bekannt, wo es die Justiz ermöglicht hat, dass ein bloßer Beschuldigter vor laufenden Kameras in eine grüne Minna weggeschlossen wurde", kritisierte Schertz in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Der Staat hat eine unbedingte Schutzpflicht, auch für den Beschuldigten, dass er nicht ohne Not in einer für ihn unwürdigen Situation abgebildet wird." Das Vorgehen erinnere an den Fall des früheren Postchefs Klaus Zumwinkel, der vor laufenden Kameras festgenommen worden sei, da die Medien zuvor darüber informiert waren, meinte Schertz.

03: Zum "Lead-Magazin des Jahres" wurde der "Spiegel" bestimmt, auf dem zweiten Platz landete die Fußballzeitschrift "11 Freunde", gefolgt vom Modetitel "Vogue". "Der Spiegel ist sympathischer, zeitgemäßer, aufgeräumter und zugänglicher als früher", begründete der Vorsitzende der Lead-Academy, Markus Peichl, die Preisvergabe. Die journalistische Krise, in der er eine Zeit lang gesteckt habe, sei überwunden. "Für die Jury war entscheidend, dass der "Spiegel" unter Georg Mascolo und Mathias Müller von Blumencron nicht mehr so überheblich und besserwisserisch daherkommt", sagte Peichl. "Er hat an Arroganz verloren - und gleichzeitig an Relevanz gewonnen." news.magnus.de

04: Im britischen Sender BBC 1, Format: Panorama, hat am 24. März eine Dokumentation über die „bittere Wahrheit über Schokolade und Kinderarbeit“ in Afrika gesendet. Das Delikate daran: Das Team hat Kinderarbeit ausgerechnet auf Fairtrade-zertifizierten „Farmen“ gefunden, obschon Fairtrade immer abgestritten hat, dass es das bei ihnen missbräuchliche Kinderarbeit (auch Kindersklavenarbeit) geben könnte und dass ausschließlich Fairtrade in der Lage sei, einen kinderarbeitsfreien Kakaoanbau sicherzustellen. Die BBC-Recherchen brachten zumindest andere Realitäten zutage. In einem weiteren Fall wird gezeigt (Elfenbeinküste), dass wieder Kinder beim Kakao-Ernten helfen und nicht zur Schule gehen können (was Fairtrade auch immer ausschloss). Es bleibt auch unklar, wem die Verstöße im Ghana-Fall aufgefallen waren. Immerhin besuchte die BBC diese Bauern ja noch als Fairtrade-zertifiziert. Nachfolgend zwei Links zu BBC. Der erste zeigt die – inhaltlich teils sehr divergierenden – Antworten der Industrie und von Fairtrade. Der zweite Link soll eine Transkription des Beitrags sein, den man als Non-UK-Resident bislang leider nicht im Original abrufen und anschauen kann. http://news.bbc.co.uk/panorama/hi/front_page/newsid_8584000/8584930.stm +  
http://news.bbc.co.uk/panorama/hi/front_page/newsid_8583000/8583499.stm

05: Dreimal Gold und zweimal Silber hat Signum communication, Mannheim bei den Inspire Awards 2009 gewonnen. Spitzenreiter war dabei das Kundenmagazin der Heidelberger Druckmaschinen, bei dem die Mannheimer Agentur für Konzept, Gestaltung und Redaktion verantwortlich ist. Die „Heidelberg Nachrichten“ holten mit 99 von 100 möglichen Punkten eine Goldmedaille und Platz 12 im Gesamtwettbewerb. Auf Platz 13 folgt mit ebenfalls 99 Punkten und Gold der „Commerzbanker“, das Mitarbeitermagazin der Commerzbank. Das dritte Gold und Platz 24 gingen an „blueprint“, das globale Mitarbeitermagazin der Bilfinger Berger. Einmal jährlich vergibt die League of American Communications Professionals (LACP) die Inspire Awards für die besten Publikationen in der Unternehmenskommunikation.

06: Einen "Fakten-TÜV" in allen Medien hat die Journalisten-Vereinigung netzwerk recherche (nr) zum Auftakt ihrer Fachkonferenz "Fact-Checking - Fakten finden, Fehler vermeiden" in Hamburg gefordert: "Ein Fakten-TÜV durch eigenständige Dokumentations- und Recherche-Spezialisten in allen Medien wäre ein Quantensprung für die Steigerung der journalistischen Qualität", sagte der Vorsitzende von netzwerk recherche, Thomas Leif, bei der Eröffnung der zweitägigen internationalen Fachkonferenz. Auf der Konferenz, die netzwerk recherche in Kooperation mit dem Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL veranstaltet, vermitteln mehr als 40 Dokumentationsjournalisten, Rechercheure und Medienforscher ihr Wissen über die in Deutschland weitgehend vernachlässigte Faktenkontrolle. presseportal.de

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