Social Media eGovernment Monitor 2011: Digitale Kommunikation zwischen Staat und Bürger findet nur begrenzt statt

Nur 40 Prozent der deutschen Internetnutzer greifen auf die E-Government-Angebote der Behörden zurück. Verglichen mit Schweden (69 Prozent), Österreich (68 Prozent) und Großbritannien (48 Prozent) hat Deutschland damit international noch ein deutliches Steigerungspotenzial. Dies scheint hauptsächlich ein Kommunikationsproblem hinsichtlich der vorhandenen Angebote zu sein: Denn wer bereits die Online-Angebote der Behörden nutzt, ist zufrieden (80 Prozent in Deutschland) und sieht weniger Hemmnisse. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse des eGovernment Monitor 2011 herausgegeben von der Initiative D21 und von ipima, einer Kooperation der Technischen Universität München und ihrem An-Institut fortiss. Der eGovernment Monitor wurde im Rahmen des Open Government Camps 2011 veröffentlicht, hierfür wurden von TNS Infratest jeweils 1.000 Internetnutzer in den vier Vergleichsländern befragt.

Geringe Nutzung von Online-Beteiligung
Noch seltener als die klassischen E-Government-Angebote nutzen die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland die Online-Beteiligungen der Behörden. Während Facebook-Seiten von Städten (33 Prozent) und die Online-Petitionen des Bundestages (30 Prozent) bei den Internetnutzern zumindest eine gewisse Bekanntheit haben, bleiben Mitmachplattformen (17 Prozent) beinahe unbeachtet. Die tatsächliche Nutzung fällt noch geringer aus: Selbst die Befragten, die die Plattformen bereits kennen, haben diese bisher nur knapp zu einem Drittel genutzt (34 Prozent). Der Wunsch nach einer barrierefreien Beteiligung des Bürgers an politischen Abstimmungsprozessen durch Onlineplattformen ist in der aktuellen Form in Deutschland noch nicht erfolgreich. Anders sieht dies beispielsweise in Großbritannien aus, wo bereits 49 Prozent der Internetnutzer Online-Beteiligungsinitiativen genutzt haben.

Während Social Media und E-Commerce für die meisten Internetnutzer inzwischen selbstverständlich sind, bleibt die Nutzung von E-Government-Angeboten oft hinter den Erwartungen zurück, so Helmut Krcmar, Scientific Director von ipima. Dies liegt auch daran, dass die Bürger aufgrund der seltenen Kontakte mit den Behörden schwer ihre Wünsche bezüglich deren E-Government-Angeboten formulieren können.

Nutzungsbarrieren in den Ländern sehr ähnlich
Die Hindernisse, die eine Nutzung von E-Government-Diensten verhindern, sind vielfältig, aber in allen verglichenen Ländern sehr ähnlich. Besonders mangelnder Datenschutz sowie Medienbrüche bei vielen Online-Angeboten sind die Hauptbarrieren für die Internetnutzer. Zusätzlich tragen die Undurchschaubarkeit von Angeboten und die komplexen Verfahren dazu bei, dass E-Government-Angebote von den Bürgern nicht genutzt werden. Mit 52 Prozent beim Mangel an Datensicherheit und 55 Prozent bei der unvollständigen Abwicklung der Online-Angebote sehen besonders die Internetnutzer in Deutschland Nutzungsbarrieren.

Für York von Heimburg, Präsidiumsmitglied der Initiative D21 und Vorstand der IDG Communications Media, ist dies kein Zufall: Dafür ist auch die geringe Präsenz des Themas auf der Tagesordnung von Politik und Behörden mitverantwortlich. Entsprechend sind die Befürchtungen in Deutschland wieder besonders ausgeprägt, während der Blick über die Grenzen zeigt, dass es auch anders funktionieren kann.

Mit dem eGovernment Monitor 2011 haben die Initiative D21 und das ipima-Institut eine jährliche Studie neu aufgelegt, die die Wirkung von Maßnahmen und neuen Angeboten im E-Government über die Zeit beobachten wird. Ziel ist die Etablierung einer praxisorientierten Studie als Grundlage für die Weiterentwicklung von E-Government in Deutschland.

Weitere Zahlen und Informationen finden Sie in der Ausgabe des eGovernment Monitor 2011 unter: egovernment-monitor.de  

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