Autoren-Beiträge 1. Mail aus Manhattan: als Trainee mitten im Abenteuer Big Apple

Foto: Frauke Scheben in New Yorkvon unserer neuen PRJ-Korrespondentin Frauke Scheben, New York/USA

Summer in the City – und ich bin mittendrin. Unmittelbar nach meinem Magisterabschluss in Anglistik und Kommunikationswissenschaft in Bamberg habe ich meinen sechsmonatigen Aufenthalt in New York begonnen. Ich bin Trainee bei einer PR-Agentur in Midtown Manhattan namens Deussen Global Communications. Mein erster ernsthafter Job – oder anders gesagt: Abenteuer Big Apple.

Meine Wohnung liegt in unmittelbarer Nähe des Central Parks an der Madison Avenue. Ich habe sie über das Internet gefunden (http://newyork.craigslist.org) und teile sie mir mit zwei Mitbewohnern. Die Gegend hier nennt sich Spanish Harlem, ist aber trotz aller Vorurteile sicher und scheint familienfreundlich. Auf meinem Weg von und zu der U-Bahn sehe ich die Nachbarn ständig beisammen, mit Barbecue, lauter Musik und guter Stimmung. Bei meiner morgendlichen Schüssel Müsli kann ich die Vögel im Park hören, den ich auch von meinem Balkon aus sehen kann. Dahinter gleich die Upper West Side.

Das meiste Geld geht hier für Essen und Trinken drauf. Die Auswahl ist unendlich, und ich habe mich bereits mit dem Gedanken abgefunden, dass ich hier nie alle Futterstellen sehen geschweige denn ausprobieren werde. Warten aufs Glück muss man überall, jedenfalls in den sogenannten Hot Spots: East Village, Soho, Meatpacking District. Aber für ein leckeres Essen und ein gutes Glas Wein wartet man manchmal gerne.

Apropos Wein: Bei Deussen Global Communications arbeite ich die ersten zwei Monate im Wein-Team, mit internationalen Kunden aus Argentinien und Frankreich. Deussen’s 12 Mitarbeiter betreuen die 16 Kunden, hauptsächlich aus dem F & B -Bereich, in kleinen Teams von je vier Leuten. Es gibt neben mir noch zwei weibliche Trainees. Gearbeitet wird in der Regel von 9 bis 18 Uhr, aber die meisten bleiben länger. Freitags dürfen viele schon um 13 Uhr gehen, aber aus jedem Team bleibt einer zurück. Die Mittagspausen fallen eher kurz aus. Direkt nebenan ist ein Amish Market. Hier gibt es alles: von importierter (daher guter) Schokolade, über Salate, frische, warme Mahlzeiten, die man sich selber zusammenstellen kann, frische Sandwiches – alles zu annehmbaren Preisen.

Das Büro ist, wie man es aus dem Fernsehen kennt: ein riesiger Raum, der nur durch dünne, niedrige Wände in kleine „cubicles“ unterteilt ist. Die Atmosphäre ist amerikanisch unkompliziert. Alle sind freundlich und Team Work ist ein absolutes Muss. Ansonsten werden Kreativität und schnelles Denken geschätzt, ebenso wie Erfahrung und sprachliche Kompetenz, alles Gründe, die meine Chefin Christine dazu bewegt haben, mich aus insgesamt sechs internationalen Bewerbern zu nehmen. Und ich bin froh, dass sie das getan hat.

WM-freundlich sind sie bei Deussen auch, denn während wir am Donnerstag Abend mit dem argentinischen Weinkunden zu Tisch saßen, und ich mit den Argentiniern über das Spiel am nächsten Tag gescherzt habe, schlugen meine beiden Vorgesetzten Jacqueline und Christine ganz von selbst vor, dass ich doch früher gehen könne (also um 11 Uhr), um das Spiel zu sehen. Jacqueline hat für mich sogar eine Bar mit Großleinwand gefunden, die um 11 Uhr proppenvoll war. Die New Yorker sind an Fußball nicht so uninteressiert wie man es den Amerikanern immer nachsagt, was eben auch für die Offenheit und Internationalität dieser Stadt spricht. Dank des Independence Day am Dienstag, einem nationalen Feiertag, haben wir bis Mittwoch frei. Das heißt: Meiner visuellen Teilnahme am Deutschland-Italien Spiel steht nichts im Weg.

Vieles ist anders in der amerikanischen PR-Szene, so weit ich das von meiner einwöchigen Erfahrung berichten kann. Ich werde zum Glück nicht geschont, habe schon erste Pressemitteilungen geschrieben, viel telefoniert und bei allen anfallenden Präsentationen etc. mitgeholfen. Mein Trainee-Plan ist exakt konzipiert. Vieles wirkt sehr viel unkomplizierter hier, spontaner und deswegen manchmal etwas unorganisierter als ich das in Deutschland beobachten konnte. Auf der anderen Seite sind Arbeitsweisen, Pressemitteilungen und PowerPoint Präsentation im Grunde doch gleich.

Statt Zimpel gibt es hier Bacon’s. In unserer Firma kann man diese Datenbank nur nacheinander, nicht zeitgleich, nutzen, so dass man im Laufe des Tages öfter, vor allem aus meiner Richtung und die der anderen Trainees, einen Ruf über alle „cubicles“ hinweg hört: „Is anyone on Bacon’s?“ Hoffentlich gewöhne ich mich bald daran und muss nicht jedes Mal an Schinkenspeck denken.

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