Das PR-Interview Interview: Nils Haupt plant Innovationsoffensive für DPRG

Der neue Präsident der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG), Nils Haupt, ist Gast im Interview des Monats Juni. Wenige Tage nach seiner Wahl stellte er sich im Podcast-Format den Fragen des PR-Journals und sprach über die Herausforderungen und Pläne für sein neues Amt, seine Arbeit als Kommunikationschef der Hapag-Lloyd AG in Hamburg und die Bedeutung von Kommunikation, die auch die Historie seines Unternehmens betrifft. Nachfolgend einige zentrale Aussagen aus dem Podcast-Interview.

Unter ihrem neuen Präsidenten Nils Haupt will sich die DPRG noch stärker den großen kommunikativen Themen der Gegenwart und der Zukunft widmen. Welche das sind, verrät der neue DPRG-Präsident im Interview mit dem PR-Journal. (Foto: Hapag-Lloyd / Thies Raetzke)

PR-Journal: Nils Haupt, erst vor wenigen Tagen sind Sie zum neuen Präsidenten der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) gewählt worden und damit zum Nachfolger von Norbert Minwegen, der das Amt neun Jahre lang innehatte. Warum haben Sie sich entschieden, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren?
Nils Haupt: Ich glaube, Franz Müntefering hat mal gesagt, als er gefragt wurde, warum er SPD-Generalsekretär geworden ist, „es gibt nur ein Amt, das schöner ist, und das ist der Papst“. Ganz so würde ich es nicht formulieren. Aber es ist natürlich für einen Kommunikator eine große Ehre, einem so etablierten und professionellen Verband vorstehen zu dürfen. Ich habe drei Jahre lang hier in Norddeutschland im Vorstand der DPRG gearbeitet, mir das viel Spaß gemacht.

PR-Journal: In Ihrem 1. offiziellen Statement haben Sie Ihren Vorgänger Norbert Minwegen und dessen Vorstandskolleginnen und -kollegen für deren Arbeit gedankt. Was haben Sie jetzt vorgefunden? In welchem Zustand befindet sich der Berufsverband mit seinen rund 2.200 Mitgliedern?
Haupt: Ich denke, der Verband hat in den letzten Jahren unglaublich viel auf die Beine gestellt. Der Verband war 2014 nicht in einem besonders guten Zustand, als Norbert und sein Team die Vorstandsarbeit übernommen haben. Der Verband steht jetzt hervorragend da mit seinen Strukturen, Prozessen und Finanzen sowie mit einer starken Mitgliederzahl und eben auch in der Öffentlichkeit und in unserer Branche. Er ist gut etabliert, anerkannt und hat eine hohe Reputation.

Innovationsoffensive zum Thema Kommunikation

PR-Journal: Haben Sie vor, Dinge jetzt relativ zeitnah zu verändern, Dinge, die Ihnen vielleicht besonders wichtig erscheinen?
Haupt: Wie gesagt, ich glaube, wir stehen insgesamt gut da und müssen jetzt nicht unglaublich viel Zeit und Energie investieren, um noch mal an Strukturen, Prozessen oder Budgets zu arbeiten. Ich möchte einen Schwerpunkt auf eine Art Innovations- und Contentoffensive legen, was das Thema Kommunikation angeht. Man muss von einem Kommunikationsverband erwarten, dass er sich kommunikativ einfach noch mal viel besser aufstellt als andere Verbände. Wir glauben, dass wir beispielsweise im Hinblick auf Social Media und die Newsletter und im Internet noch viel besser werden können und noch mehr gehört werden können. Daran wollen wir arbeiten und haben für die nächsten sechs Monate ein sehr ehrgeiziges Programm aufgelegt.

PR-Journal: Sie haben ja schon in Ihrem ersten offiziellen Statement darauf hingewiesen, dass Sie sich mit der DPRG noch stärker den großen kommunikativen Themen der Gegenwart und der Zukunft widmen wollen. Welche sind das?
Haupt: Ich glaube, da gibt es viele verschiedene Themen. Wir leben im Zeitalter der Transformation. Alles verändert sich, damit meine ich die Gesellschaft, die Politik, die Wirtschaft und die Kultur. Die ökologischen Herausforderungen sind riesig, die wirtschaftlichen auch. Zudem hat die Politik erhebliche Probleme, ihre Entscheidungen glaubwürdig zu kommunizieren. Und durch die Gesellschaft geht offensichtlich Riss.
Bei all diesen Herausforderungen, vor denen wir stehen, spielen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren eine ganz große Rolle, weil sie erklären, weil sie kommentieren, weil sie zum Dialog einladen und weil sie helfen können, die notwendigen Transformationen nach vorne zu bringen.

Weltumspannende Aufgabe bei Hapag-Lloyd

PR-Journal: Kommen wir auf Ihre Rolle als Leiter der Unternehmenskommunikation von Hapag-Lloyd zu sprechen. Sie sind zuständig für die weltweite interne und externe Kommunikation, für die Unternehmenskommunikation sowie für die Marketing-Kommunikation und zusätzlich noch Vorstand der Hapag Lloyd Stiftung. Was hat Sie 2014 im Vorfeld, als die neue Aufgabe auf Sie zukam, am meisten gereizt?
Haupt:

Nachdem ich in New York für die Lufthansa nur für einen Kontinent zuständig war, wurde mir bei Hapag-Lloyd die weltweite Kommunikationsverantwortung übertragen. Das ist dann die noch größere Herausforderung. Hapag-Lloyd ist ein Unternehmen, das in 138 Ländern der Welt präsent ist. Und das macht so eine Aufgabe natürlich ungemein spannend, weil man sich mit Themen in Ghana oder in Peru, in China oder aktuell in der Ukraine immer wieder neu beschäftigen muss, dass man sich immer wieder neu einarbeiten muss in verschiedene politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Themen.

PR-Journal: Nun bearbeiten und steuern Sie die Themen nicht alleine. Sie haben ein 16-köpfiges Team. Wie haben Sie es aufgestellt? Nehmen Sie uns mal mit in Ihre Arbeitsorganisation.
Haupt: Wir haben uns entschieden, nach dem Newsroom-Konzept zu arbeiten. Der Newsroom bringt erhebliche Vorteile mit sich. Einer davon ist die klare strategische Themen-Orientierung, zweitens der tägliche Dialog im gesamten Team. Dann die klare Planung für Wochen, Monate, Quartale und das Jahr sowie die regelmäßigen Absprachen mit dem CEO. Insgesamt bedeutet das Prinzip Newsroom, dass jeder Einzelne viel mehr Verantwortung trägt, viel mehr Freiheit hat, weniger Komplexität und weniger Hierarchie erlebt. Schneller ist es außerdem noch.

Historische Themen haben große Bedeutung für Hapag Lloyd

PR-Journal: Ein wichtiges Thema ist in Ihrer Arbeit die Kommunikation über die Historie Ihres Unternehmens. Im Vorfeld dieses Gespräches haben Sie extra auf die Bedeutung der historischen Kommunikation hingewiesen. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Haupt: Das ist so wichtig, weil dieses Unternehmen nicht nur in Hamburg, sondern auch in Deutschland und vielleicht auch in der Welt eine ganz große Rolle gespielt hat. Wenn wir alleine schauen, was dieses Unternehmen für eine Bedeutung hatte für die Millionen von Auswanderern aus Europa. Das 19. Jahrhundert war ein Jahrhundert, in dem Menschen zu Millionen aus Europa ausgewandert sind, vor allem in die USA als Land der großen Verheißungen.
Alle diese Menschen konnten ja, weil es keine Flugzeuge gab, nur mit dem Schiff übersetzen. Und sehr viele wählten dann Hamburg oder Bremen und Bremerhaven als Hafen für ihre Ausreise. Und das hat für dieses Unternehmen eine riesige Rolle gespielt. Letztlich steht dieses Unternehmen auch für einen wichtigen Teil jüdischer Geschichte. Viele jüdische Menschen sind wegen Pogromen oder Antisemitismus aus ganz Europa ausgereist, um in Amerika neue Chancen zu finden.

PR-Journal: Was ist das Ziel bei der Kommunikation über Ihre Historie? Was wollen Sie damit erreichen?
Haupt: Also, in der internen Kommunikation ist es sicher der unglaubliche Stolz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Historie dieses Unternehmens, den wir spüren. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist es wichtig, im Intranet die Geschichten von tapferen Kapitänen, von tragischen Schiffsuntergängen und von der Rolle beim Transport der Migranten im 19. Jahrhundert zu lesen. Da haben wir einen starken Identifikationspunkt mit dem Unternehmen.
Zweitens ergeben sich aus unserer Historie wichtige Themen für die externe Kommunikation. Wir können damit belegen, dass dieses Land mal ein Migrationsland war und von Millionen von Menschen verlassen wurde. Diese Menschen haben darauf gesetzt, in einem anderen Erdteil bessere Lebenschancen zu haben. Und jetzt ist das seit vielen Jahrzehnten andersrum.
Daraus kann man Analogien ziehen und fragen, wie wir denn heute Menschen behandeln, die zu uns kommen. Insofern kann man aus der Geschichte immer auch etwas für die Gegenwart und für die Zukunft lernen.

Eine erste Passage aus dem Podcast-Interview ist hier im „PR-Journal“-Podcast (ab Minute 23:43‘) zu finden. Das Interview in voller Länge gibt es ab dem 3. Juli hier.

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