Kommentare Kerlikowskys Kommentar über... einen Blick in internationale Organisationen durch Strauss-Kahn

kerlikowsky1 Guten Tag! "Wem Gott ein Amt gegeben, dem nimmt er den Verstand", ist eine alte Volksweisheit. Hinzuzufügen ist "und den Anstand". Dass viel Wahrheit in der Volksweisheit liegt, beweist der Fall Dominique Strauss-Kahn, der als Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückgetreten ist. Ob er, oder auch nicht, das sei dahingestellt; doch was man nebenbei erfährt, ergibt ein Bild über internationale Organisationen, deren Sinn und Effektivität häufig zweifelhaft sind, aber die Funktion als Geldmaschine für die Mitarbeiter, vor allem die an der Spitze, erfüllen.

Kein Wunder, das sich Politiker in aller Welt unterbezahlt fühlen, wenn sie an die Posten in internationalen Organisationen denken; denn in denen werden nicht nur hohe Gehälter und riesige Spesenetats gezahlt, sondern diese sind zumeist ganz oder völlig steuerfrei. Strauss-Kahn hatte zuletzt ein steuerfreies Jahressalär von 450.000 Dollar plus jährliche Anpassungen an die Inflation plus 80.000 Dollar "für einen angemessenen Lebensstil", wie die FAZ schreibt. Danach soll er Rentenansprüche von 65 Prozent seiner regulären Bezüge erhalten. Diese werden bereits im Alter von 62 Jahren ausgezahlt. Dass er jetzt seinen Job aufgeben musste, bringt ihm noch eine Trennungsentschädigung von 250.000 Dollar. Dass er für die Suite des New Yorker Hotels Sofitel, in dem alles mit dem Zimmermädchen passiert sein soll, 3.000 Dollar täglich zahlte, ist für die Controller des IWF angemessen.

Fachlich wurde Strauss-Kahn bisher gelobt. The Economist meint, ohne ihn wäre vielleicht der Internationale Währungsfonds, der eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen ist, schon abgeschafft worden. Die Vorgänger hätten bei den Aufgaben wie internationale Zusammenarbeit bei Währungsfragen, Förderung des Welthandels, Stabilisierung von Wechselkursen, Kreditvergaben und Überwachung der Geldpolitik kaum Impulse gegeben. Dies dürfte auch für Horst Köhler zutreffen, der das Amt 2000 bis 2004 ausübte. Sein Ruf wurde beschädigt, weil er Argentinien bei deren Währungskrise zuviel Geld zur Verfügung gestellt hatte. Glück für ihn, dass Deutschland einen Bundespräsidenten brauchte. So schied er vor Ablauf seiner Amtszeit aus. Gelder in der Höhe, wie sie Strauss-Kahn erhielt, dürfte er nicht erreicht haben. Aber seine jährliche Bundespräsidenten Pension von 222.000 Euro pro Jahr plus Auto mit Chauffeur, Sekretariat und andere Vergünstigungen dürfte ihn vor dem sozialen Abstieg bewahren.

Eigentlich hätte es mit dem als Bundesbank-Präsident zurückgetreten Axel Weber einen äußerst qualifizierten Nachfolger für Strauss-Kahn gegeben; doch er hatte gegen die Rettungsmaßnahmen und Verstöße gegen den Euro- und EU-Vertrag gekämpft, was ihn in der Politik in Ungnade fallen ließ. Bundeskanzlerin Angela Merkel möchte lieber die französische Finanzministerin Christine Lagarde auf dem Posten. Es stört sie nicht, dass die französische Justiz in diesen Tagen entscheidet, ob ein Strafverfahren gegen Lagarde wegen Begünstigung des Unternehmers Bernard Tapie eröffnet wird. Dass die Französin von Deutschland verlangte, die Löhne stärker zu erhöhen, damit weniger exportiert wird, scheint der Freundschaft zwischen den Politikerinnen auch keinen Abbruch getan haben.

Ihr
Dr. Horst Kerlikowsky
Berlin, den 27. Mai 2011

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