Kommentare Kerlikowskys Kommentar über... die Geburtswehen der Euro-Währung

kerlikowsky1Guten Tag! "Bei der Einführung des Euros gab es wenig wirtschaftliche Überlegungen, vor allem nicht, dass ihn alle Länder bis nach Griechenland erhalten. Es ging nicht um Ökonomie. Vielmehr ist der Euro ein Kriegskind. Er sollte helfen, die Folgen des Zweiten Weltkriegs zu überwinden. Nun sind die Auseinandersetzungen beendet und der Krieg bestimmt nicht mehr unsere Gegenwart. Konsequenterweise macht der Euro – wie vieles Andere im heutigen Europa – keinen Sinn mehr". Diese Folgerung zieht Simon Kuper in einem Aufsatz in der Londoner Financial Times.

1989, so Kuper, vermuteten Margaret Thatcher und Francois Mitterand, dass ein wiedervereinigtes Deutschland noch einmal in Polen einmarschieren würde. Thatcher zog bei einem Treffen mit Mitterand zwei Landkarten aus ihrer Handtasche, um die deutschen Grenzen vor und nach dem Krieg bewußt zu machen. Sie zeigte Mitterand Schlesien, Pommern und Ostpreußen mit den Worten: "Sie werden sich alles einverleiben und die Tschechoslowakei auch".

Zwei Monate vor dem Mauerfall trafen sich beide in einem englischen Landhaus, um die Ängste vor Deutschland durch eine Art Tauschgeschäft zu beseitigen. Kuper bezieht sich auf das Buch "Euro" von David Marsh, der lange in Deutschland als Korrespondent der Financial Times gearbeitet hat. Aus dessen Buch zitiert er Elisabeth Guigou, die Mitterand in England begleitet hat: "Frau Thatcher sagte, sie hätte den Sommer damit verbracht, Bücher über die Kriegsgründe im 20. Jahrhundert zu lesen. Sie fragte Mitterand, ob er fürchtete, von einem wiedervereinigten Deutschland geschlagen zu werden".

Mitterand antwortete, es wäre O.K. wenn man Deutschland innerhalb der EU unter Kontrolle hält. Er sagte Thatcher: "Ohne eine gemeinsame Währung sind wir alle dem deutschen Willen untergeordnet". Drei Wochen nach dem Mauerfall forderte Mitterand die Deutschen auf, ernsthafte Verhandlungen über eine gemeinsame Währung bereits im Jahr 1990 zu führen. Sonst würde man zur Welt von 1913 zurückkehren. Deutschland stimmte zu, forcierte die Euro- Einführung und erhielt als Gegenleistung die Wiedervereinigung. Die Währung hat Jahrzehnte das Ziel, Deutschland einzubinden, erfüllt.

Für die meisten Europäer ist die notwendige Einbindung Deutschlands in Europa kein Thema mehr, es wird als "normales Land" betrachtet. Deshalb lehnten auch viele Länder in Volksabstimmungen die Europäische Verfassung ab. Kuper beendet seinen Artikel mit dem Satz: "Die Deutschen wundern sich, warum sie die Schulden Griechenlands und Portugals bezahlen sollen. Unter Ökonomie-Aspekten hat das nie Sinn gemacht": Es sei hinzugefügt: Es muss eine Reform des Euro-Vertrages geben oder wir vernichten unsere Wirtschaft selbst.

Ihr
Dr. Horst Kerlikowsky
Berlin, den 24. Juni 2011

Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus: ETAGE Media Selection (Copyright: Dr. Horst Kerlikowsky). Als Leser vom "PR-Journal"/"agenturcafé" können Sie kostenlos zum Kennenlernen drei Ausgaben von ETAGE MediaSelection über die E-Mail etage@pr-journal.de direkt formlos bestellen. Weitere Infos über ETAGE Publikationen und Kunst; Berlin, Telefon: (030) 3 27 52 10 oder (089) 39 02 12; Telefax: (030) 3 27 53 67; http://www.etage-info.de/ E-Mail: MediaSelection@t-online.de.

In dieser Woche außerdem in "Etage Media Selection":

Agrarwirtschaft: Die Lebensmittelpreise waren weltweit Mitte Juni um 43,7% höher als zur Vorjahreszeit. Bei steigender Bevölkerungszahl und höherer Einkommen in vielen Ländern wird die Nachfrage kaum zu befriedigen sein.

China: Die Wirtschaft boomt; doch die Unruhen im Lande nehmen an Zahl und Umfang zu. Das Volk Han, das hauptsächlich die Macht im Land in der Hand hat, muß sich immer wieder mit Teilen der 50 Völker in ihrem Reich auseinandersetzen.

Seitennavigation