Kommentare Kerlikowskys Kommentar über... die Grillplatte Athena mit Europäischer Steuer-Sosse

kerlikowsky1Guten Tag! "Es ist entscheidend für Griechenlands Zukunft, Investitionen ins Land zu holen", stellte Markus Kerber, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) bei der Veranstaltung seiner Organisation "Neue Investitionsmöglichkeiten für Griechenland" am 21. Juni fest. Das hörten der griechische Minister für Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit, Michalis Chrysochoides und weitere Regierungsvertreter sicher gerne. Allerdings dürften sie wissen: wenn einige deutsche Unternehmer dem Ruf des Verbandes folgen, so dürfte das alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein; denn griechische Unternehmer flüchten immer mehr aus ihrem eigenen Land, und zwar hauptsächlich nach Bulgarien.

Im vergangenen Jahr haben 2.072 griechische Unternehmen ihre Steuererklärungen in Bulgarien abgegeben. Dort beträgt die Körperschaftssteuer nur 10 Prozent, in Griechenland aber 25 Prozent. Zudem ist in Bulgarien der Verwaltungsaufwand bei Unternehmensgründungen niedrig. Zwar beträgt das Bruttosozialprodukt dort nur 43 Prozent des EU-Durchschnitts, aber das bedeutet gleichzeitig, dass die Löhne niedrig sind. Das Land gehört nicht der Eurozone an, hat aber für die eigene Währung, die als stabil gilt, einen festen Wechselkurs gegenüber dem Euro, wie in EuroActiv, eine von der EU unterstützte Publikation in Berlin, zu lesen ist.

Ihrem Bankensystem trauen die Griechen schon lange nicht mehr. Seit Ausbruch der Schuldenkrise sind die privaten Geldeinlagen um 45 Milliarden Euro gesunken. Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres haben griechische Anleger über 22 Milliarden Euro von ihren Bankkonten abgezogen. Das geschah, obwohl der griechische Bankenverband immer wieder darauf hingewiesen hat, dass Spareinlagen bis 100.000 Euro sicher seien. Da den Griechen die Eröffnung von Konten im Ausland nicht verboten ist, fließt immer weiter Geld nach Zypern, in die Schweiz, nach Deutschland und Großbritannien. Die Banken dürften nur noch zum Teil die Realwirtschaft finanzieren können, und haben selbst teilweise ums Überleben zu kämpfen.

Vor diesem Hintergrund, der von unseren spendablen Politikern anscheinend überhaupt nicht realisiert wird, fordert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) eine geordnete Staatspleite, statt Rettung mit Steuergeldern. "Griechenlands Schulden sind so hoch, dass das Land unter der Zinsbelastung zusammenbricht“, erklärte Ferdinand Fichtner, der beim DIW für Konjunkturprognosen zuständig ist. "Auch ein weiterer Rettungsschirm kann da keine Abhilfe schaffen". Die Eurogruppe hat im Vorfeld ihres Treffens in Brüssel ein Rettungspaket von bis zu 120 Milliarden Euro konzipiert – natürlich zum großen Teil auf Steuerzahlerkosten.

Ihr
Dr. Horst Kerlikowsky
Berlin, den 22. Juli 2011

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