Kommentare Kerlikowskys Kommentar über... das ZDF-Interview mit Mahmoud Ahmadinedschad

kerlikowsky1Guten Tag! Der Erste Moderator des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), Claus Kleber, hatte die Gelegenheit, Irans Präsidenten Mahmoud Ahmadinedschad in Teheran zu interviewen. Nach der Ankündigung im Programm "hatte er 45 Minuten mit dem Mann, der die Welt an den Rande eines Krieges treibt." Nach meinem zweifachen Abhören der Aufzeichnung über die ZDFMediathek meine ich, er hätte das Interview einem in der Region sich auskennenden Journalisten überlassen sollen. Anscheinend hatte Kleber sich nur auf die bisher meist verbalen Auseinandersetzungen zwischen Iran und Israel konzentriert. Er beschwerte sich nach dem Interview sogar, daß sein Gesprächspartner auch auf die über 2000 Jahre alte Geschichte des Landes hinweisen wollte. Das war aber nicht Klebers Thema.

Iraner fühlen sich zum indogermanischen Kreis gehörig, der sich von Arabern und anderen Semiten abgrenzt. In der Kolonialzeit wurde das ölreiche Land ausgebeutet. Als die USA fürchteten, Iran werde sich unter dem Premierminister und Reformer Mohammed Mossadek der UdSSR zuwenden, sorgte der US-Geheimdienst CIA 1953 für dessen Sturz. Die USA verhalfen Mohammad Reza Schah Pahlewi als Herrscher auf den Thron. Er war gegenüber dem Westen aufgeschlossenen, regierte aber diktatorisch, bis 1979 die Iraner, angeführt von den Mullahs, íhn stürzten.

Als der Irak, unter dem damaligen Herrscher Saddam Hussein, Iran angriff und ein jahrelanger Stellungskrieg begann, versorgten die USA, Großbritannien, Frankreich und indirekt Deutschland die feindlichen Länder im gleichen Maße mit Waffen, um keine Großmacht in der ölreichen Region entstehen zu lassen. Die Fakten habe ich damals von der deutschen Botschaft in Bagdad und vom Hudson Institute in New York, das der Zukunftsforscher Hermann Kahn leitete, erhalten, und habe sie aufbewahrt.

Kleber interessierte nur das spektakuläre Thema Kriegsgefahr. Allerdings droht seit Jahren Israel und nicht Iran damit. Dennoch formulierte Kleber seine Frage an Ahmadinedschad: "Die Deutschen fürchten, dass ein Krieg möglich wäre. Haben Sie eine Botschaft?". Der fragte ruhig zurück: "Krieg von welcher Seite und warum?" Er fügte hinzu: "Warum muß Israel drohen? Zeigen die Zionisten ihre Transparenz in Ihrer Nuklearfrage? Sie haben 250 Atombomben." Kleber verstieg sich dann zu der Bemerkung, Israel gehöre nicht zu den Ländern, die den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben haben. Deshalb habe Israel keine vertragliche Verpflichtung, ihr Atomwaffenprogramm offen zu legen, aber Iran, weil das Land den Vertrag unterschrieben habe. Ahmadinedschad konterte: "Gibt es ein Gesetz, dass Israel sich über alle Gesetze hinwegsetzen kann?" Für einen Gläubigen "ist die Bombe eine unmoralische Waffe".

Kleber erwähnte weder vor noch nach dem Interview die Verpflichtungen Deutschlands gegenüber Israel. Die hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel 2008 bei einer Rede in der Knesset formuliert: Für sie sei die Sicherheit Israels "niemals verhandelbar" und hinzugefügt: "Wenn das so ist, dann dürfen in der Stunde der Bewährung keine leeren Worte bleiben." Das Verteidigungsministerium folgerte daraus: "Sollte Israel im Falles eines Militärschlages und eines Gegenangriffs um Hilfe ersuchen, werde die Bundesregierung "sofort“ Solidarität üben". Sollte Benjamin "Bibi"" Netanyahu offiziell befürchten, der eigene Raketenschild reiche nicht aus, könnte Berlin umgehend Patriot-Systeme zur Verfügung stellen und bei Bedarf technisches Personal stellen, wie die F.A.Z. am 20.März schrieb.

Ihr
Dr. Horst Kerlikowsky

Berlin, den 23. März 2012

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Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß Deutschland bei einem Krieg Israels gegen den Iran hineingezogen wird.
Japan: Das Land arbeitet mit viel Engagement die Folgen des Tsunamis und Reaktorunfalls in Fukushima auf.
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