Kommentare Der PRR-Kommentar: Falsche Argumente

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Eine Regierung, die etwas auf sich hält, macht zu jedem wichtigen Thema mindestens eine groß angelegte PR-Kampagne. Ob Sport treiben, Ausbildungsplätze schaffen oder auf der Autobahn immer schön rechts fahren – der Bürger soll mit Hilfe etlicher Millionen Euro und der Tatkraft pfiffiger Agenturen „aufgeklärt“ werden. Aber beim wichtigsten Thema (nicht erst) dieser Tage schweigen die Apparate bisher: Kinder kriegen.

Das ist verständlich. Denn ein freiheitlich demokratischer Staat kann die Leute zwar dazu verdonnern, bis 67 zu arbeiten, nicht aber dazu, sich fortzupflanzen – zum Glück! Kinder in die Welt zu setzen, sie zu ernähren und zu erziehen, ist die zentrale Funktion für eine Gesellschaft, die kulturell und vor allem finanziell überleben will. Aber nicht die Gesellschaft bekommt die Kinder, sondern die Menschen. Und die sind zunehmend individualisiert. Anstatt sich in vorgezeichnete Lebensläufe zu fügen, die noch vor 50 Jahren für die allermeisten so selbstverständlich und unhinterfragt waren wie der Mondzyklus oder das Kirchenjahr, haben sie ihre eigenen Pläne fürs Leben. Sie fragen sich: Was hab ich davon?

Politisch wird beim Thema Kinder deshalb meist auf der Ebene von „Anreizen“ gedacht: steuerliche Vorteile für Eltern oder Nachteile bei der Rente für Kinderlose zum Beispiel. Das mag rechnerisch aufgehen und vielleicht sogar eine Notwendigkeit sein, aber es spaltet die Gesellschaft und taugt nicht als Argument für eine PR-Strategie. Die müsste andersherum ansetzen: Nicht mit Anreizen ködern oder gar mit finanzieller Bestrafung drohen, sondern die Skepsis abbauen, die bei den heute Anfang-Zwanzig-Jährigen besteht. Botschaft: Kinder stehen deinem Leben nicht im Wege, sondern bereichern es.

Schön gedacht, oder? Den Beweis, dass zum Beispiel Studium und Kinder einander nicht ausschließen, muss dann aber doch wieder die Regierung erbringen. (sv)

Übernommen mit freundlicher Genehmigung der Redaktion des "PR Report", Hamburg.

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