Kommentare Kerlikowskys Kommentar über...die Ursachen und Auswirkungen von Finanzkrisen in Euroländern

kerlikowsky1Guten Tag! Wir alle wissen es aus Erfahrung. Vor Wahlen ist keinem Politiker zu glauben. Entscheidungen werden nicht auf der Grundlage von Argumenten und Fakten getroffen, sondern nach dem Motto, wie können wir bei den Wählern punkten. So kann es nicht überraschen, dass vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen über die Euro-Krise viel geredet, aber wenig gehandelt wird.

Aber man sollte wenigstens nach den Ursachen forschen, die zu Finanzkrisen in Euroländern geführt haben. Der frühere spanische Ministerpräsident José Maria Aznavar erinnerte jetzt in einem FAZ-Interview daran, daß Reformen für die Euro-Zone, die man im Jahr 2004 unternahm, "ein großer Fehler waren“. Sie seien die Ursache vieler der jetzigen Probleme. Als Deutschland und Frankreich die Defizitgrenze überschritten, entschied auf Drängen dieser Länder die Kommission, die Kriterien zu lockern. "In diesem Augenblick ging die Disziplin verloren“, so Aznavar. 2004 war Gerhard Schröder Bundeskanzler und Hans Eichel Finanzminister.

Im Herbst 2004 stolperte man in Brüssel über Altbekanntes, nämlich dass Griechenland in Hinblick auf den Beitritt zur Eurozone seit 1989 falsche Zahlen über den Staatshaushalt und die Verschuldung geliefert hatte. Konsequenzen hielten die Brüsseler Kommissare für unmöglich.

Kein Wunder, dass die Brüsseler Kommissare auch in den folgenden Jahren bei Verstößen anderer Länder gegen den Maastricht-Vertrag nicht so genau hinschauten. Sie erfüllten damit die Erwartungen der deutschen wie französischen Regierung. Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, wenn die großen Euro-Länder Griechenland nicht im Regen stehen lassen wollen – koste es den Steuerzahler, was es wolle. Dass nach den internationalen Regelungen Deutschland und andere Euro-Länder eigentlich kein Geld zur Stützung überweisen dürften, wird verdrängt.

Ehrlich und vernünftig wäre es, Euro-Ländern, deren Wirtschaft im Wettbewerb mit anderen Euro-Ländern nicht mehr mithalten, eine Möglichkeit zum Ausstieg zu geben, und wieder eine eigene Währung zu benutzen; denn das gäbe den Ländern die Möglichkeit, je nach Wirtschaftslage ihre Währung auf- bzw. abzuwerten, so bei Exporten konkurrenzfähig zu werden und Importe wegen hoher Preise zu begrenzen. Überdies ist bereits bei der Einführung des Euro klar gewesen, dass eine Währung für alle EU-Länder nicht funktionieren kann, solange die Wirtchafts-, Finanz- und Sozialpolitik verschieden sind. Dass eine Revision der Verträge stattfindet und wir nicht immer Zahlmeister bleiben, hofft für uns alle
Ihr

Dr. Horst Kerlikowsky
Berlin, den 29. April 2010

Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus: ETAGE Media Selection (Copyright: Dr. Horst Kerlikowsky). Als Leser vom "PR-Journal"/"agenturcafé" können Sie kostenlos zum Kennenlernen drei Ausgaben von ETAGE MediaSelection über die E-Mail etage@pr-journal.de direkt formlos bestellen. Weitere Infos über ETAGE Publikationen und Kunst; Berlin, Telefon: (030) 3 27 52 10 oder (089) 39 02 12; Telefax: (030) 3 27 53 67; http://www.etage-info.de/ E-Mail: MediaSelection@t-online.de.

In dieser Woche außerdem in "Etage Media Selection":

Banken: Goldman Sachs in New York hat Ärger mit der Justiz. Dadurch wird auch der Betrug an der deutschen IKB wieder ein Thema.

Elektroautos: Selbst Umweltverbände halten staatliche Subventionen für Elektroautos für Unsinn.

Seitennavigation