Kommentare EU-Absage an Lebensmittel-Ampel: Grün, gelb, stopp

Das EU-Parlament hat gegen die Lebensmittel-Ampel votiert - und damit der Industrie einen wichtigen Dienst erwiesen. Klare Angaben zum Fett-, Salz- und Zuckergehalt in Produkten wird es nicht geben: Ein Sieg der Lobbyisten, ein Armutszeugnis für die Politik. Eine Milliarde Euro ist sehr viel Geld. So viel hat die europäische Lebensmittelindustrie nach eigenen Angaben für den Kampf gegen die Ampelkennzeichnung von Nahrungsmitteln ausgegeben. Das Geld war gut investiert.

Denn aller Voraussicht nach werden Zucker-, Fett- und Salzgehalt auch in Zukunft nicht in den Signalfarben Rot, Gelb und Grün auf den Verpackungen zu sehen sein. So hat es das EU-Parlament am 16. Juni entschieden - und wenn sich der EU-Ministerrat dagegen nicht noch spektakulär auflehnt, wird es dabei bleiben. Das Votum ist ein fatales Beispiel dafür, wie Politik sich ihren Gestaltungsspielraum von der Industrie hat abnehmen lassen.

Dass die europäischen Lebensmittelkonzerne, die im Jahr rund 965 Milliarden Euro umsetzen, kein Interesse an einer transparenten, klar verständlichen und eindeutigen Kennzeichnung von Inhaltsstoffen hat, ist nachvollziehbar. Bis zu einem gewissen Punkt ist es sogar legitim - verdient sie doch ihr Geld mit dem Versprechen vom gesunden, bequemen Konsum, der ohne Folgen bleibt.
Den Kommentar von Susanne Amann am 16. Juni in "Spiegel.Online" hier weiterlesen.

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