Rezensionen Gruhl: Der Ökosomie-Effekt. Wie Marken und Kommunikation widerstandsfähiger werden

Andreas Gruhl: "Der Ökosomie-Effekt. Wie Marken und Kommunikation widerstandsfähiger werden". Verlag: BusinessVillage GmbH, Göttingen. 1. Auflage, Mai 2010, 134 Seiten. Preis: 17,90 Euro. ISBN 978-3-86980-056-1. 
Rezension: Carsten Lange, Fürth, Teilnehmer des Fernstudiums von PR Plus, Heidelberg

Betätigt sich ein Unternehmen nachhaltig, hat das in der Regel direkte Auswirkungen auf die Kommunikation. Ein solches Unternehmen hat Interesse daran, dass seine Aktivitäten nach innen und außen hin kommuniziert werden. Welche Chancen und Risiken dabei bestehen, beleuchtet Andreas Gruhl in seinem Buch „Der Ökosomie-Effekt“. „Ökosomie“ ist ein Akronym. Es ist zusammengesetzt aus Silben der Wörter Ökologie, Soziales und Ökonomie, den drei Feldern der Nachhaltigkeit.

Gruhl ist ein ausgewiesener Kommunikationsexperte mit langjähriger Erfahrung im Management renommierter Agenturen. Er stellt die These auf, dass sich das Thema Nachhaltigkeit besonders gut dazu eignet, Marken und Unternehmen in Szene zu setzen und sie von den Mitbewerbern abzugrenzen. Nachhaltigkeit will etwas in der Welt verbessern und ist von sich aus mit guten Nachrichten verbunden. Solche Neuigkeiten passen wiederum gut zum Unternehmens- und Markenimage und erhöhen die Reputation. Das ist der Effekt, der im Buchtitel angesprochen wird. „In diesem Feld wird nichts konstruiert, wie es im Marketing ansonsten an der einen oder anderen Stelle manchmal notwendig ist“, erläutert Gruhl. Werte, die ein Unternehmen lebt, können glaubwürdig kommuniziert werden, was eine gute Ausgangsbasis für die Kommunikation darstellt.

Das Buch hat zwölf Hauptkapitel, im Prinzip sind es aber nur zwei große Themen, die der Autor auf 134 Seiten behandelt: Zunächst setzt er sich eher theoretisch mit dem Thema auseinander. Er erläutert die Relevanz von Werten und Nachhaltigkeit für Unternehmen und fragt nach dem Status Quo. Dabei diagnostiziert er, dass in der Wirtschaft schon viel über Nachhaltigkeit gesprochen, aber noch nicht ausreichend danach gehandelt wird. Die breite Öffentlichkeit, so stellt er fest, ist hingegen durchaus bereit, Nachhaltigkeitsbemühungen zu honorieren.

Das zweite große Thema ist die Umsetzung in der Kommunikation. Hier verweist der Autor zunächst darauf, dass allen Aktivitäten eine Unternehmensstrategie zugrunde liegen muss, die zu der generellen Positionierung des Unternehmens passt. Kompliziert wird die Sache dadurch, dass eine Entscheidung für einen oder mehrere der drei Bereiche Soziales, Ökonomie und Ökologie nicht ausreicht, es gibt hierbei jeweils unzählige Unterbereiche. Die wichtigen Fragen in Sachen Kommunikation sind: Passt eine Aktivität zu meiner Unternehmens-/Marken- und Nachhaltigkeitsstrategie? Und passt die einzelne Aktivität zu den weiteren Aktivitäten? Gruhl empfiehlt, einzelne Aufgaben in die Kategorien Pflicht, Kür und Mission einzuordnen – und begründet, warum nur Aktivitäten im Bereich Mission der eigentliche Schlüssel für die Kommunikation sind. Immer wieder betont er auch, wie wichtig Glaubwürdigkeit, Transparenz und Vertrauen im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit sind.

Gut wäre es gewesen, wenn der Autor noch darauf eingegangen wäre, für welche Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit überhaupt relevant ist. Für Konzerne sicherlich, aber auch für kleinere und mittlere Unternehmen? Das Thema der internen Kommunikation von Nachhaltigkeit wird eher am Rande behandelt, hierzu wären weitere Ausführungen wünschenswert gewesen.

Gruhl schreibt über ein komplexes Thema der Unternehmenskommunikation. Das Buch ist eine wichtige Lektüre für alle, die in Marketing und PR mit Nachhaltigkeit konfrontiert sind. Es ist flüssig geschrieben und verzichtet auf Anmerkungen, Fußnoten und weitgehend auch auf Fach- und Fremdwörter, was die Lesbarkeit und Verständlichkeit erhöht. Immer wieder reichert der Autor seine Überlegungen mit treffenden, aktuellen und anschaulichen Beispielen an. Wenn er Bewertungen und Urteile vornimmt, kennzeichnet er sie an vielen Stellen als seine eigene Meinung. Das ist redlich – und damit durchaus dem Thema Nachhaltigkeit angemessen.

Der Rezensent
Carsten Lange ist Geschäftsführer der PR-Agentur Lange Kommunikation in Fürth, die auf Technikkommunikation spezialisiert ist.
Nach Volontariat und mehrjähriger Redaktionsarbeit bei einer Tageszeitung wurde er Pressesprecher und PR-Leiter eines IT-Unternehmens. Sein Studium der Philosophie und Theologie ergänzte er um einen betriebswirtschaftlichen Abschluss an der Fernuniversität Hagen (Marketing und Unternehmensführung) und das Fernstudium von PR Plus. Lange ist Dozent für Öffentlichkeitsarbeit an mehreren privaten Instituten.

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