Rezensionen Nourney: Zu alt? Abgelehnt!

Eine Rezension von Regina Raab (PR-Beraterin DAPR und Journalistin), Bad Wildungen, E-Mail: raab@dapr.de

Während die einen Bücher den "Kampf der Generationen" ausrufen und polemisch gegen ältere Menschen Stimmung machen, und noch mehr Titel Älteren Tipps zum Jungleiben geben, zeigt das soeben erschienene Buch "Zu alt? Abgelehnt!" von Astrid Nourney, wie heute tatsächlich mit älteren und alten Menschen umgegangen wird.
Die "Berichte aus Deutschland über das Älterwerden" zeigen, dass und wie sie zur raffgierigen Problemgruppe erklärt und gleichzeitig aus Ehrenämtern gedrängt werden. Dass sie als "Greise" beschimpft werden und sich gleichzeitig beim Einkaufen als 73-Jährige fragen lassen müssen: "Was möchten sie denn, junger Mann?". Wer findet das nicht unverschämt und diskriminierend? Unverschämt auch die Behauptung, dass alte Menschen wieder zu Kleinkindern würden. Und das sind nur einige der zahlreichen Beispiele, die die Journalistin Astrid Nourney in ihrem Buch zusammengestellt hat.

In 20 Interviews lässt sie Prominente wie den Schauspieler Dietrich Mattausch und die Fernsehmoderation Bettina Tietjen und Nicht-Prominente erzählen, wie Banken und Versicherungen mit ihnen umgehen, wie sie das Älterwerden erleben, wie sie auf Diskriminierungen reagieren, was sie dagegen tun, und ob ein Anti-Diskriminierungsgesetz Besserung erwarten lässt. Dieses muss Deutschland, nach mehrfacher Aufforderung durch die Europäische Union, erlassen und sträubt sich trotz positiver Erfahrungen im Ausland noch immer dagegen.

Ebenso berichtet die Autorin darüber, wie die Situation älterer Migranten in Deutschland ist und welche Schreckens- und Vorbilder es für den Umgang mit Älteren im Ausland gibt.

Das Altersdiskriminierung eine lange Tradition hat, zeigt sie im Kapitel "Aus Neid beraubt und vernachlässigt". Dass das Thema hochaktuell ist, belegt sie mit ihrem Überblick aus den Lebensbereichen Arbeitsmarkt, Freizeit, Gesundheit, Rechtssprechung und Medien, anhand von Forschungsergebnissen und dem Widerstand gegen ein deutsches Antidiskriminierungsgesetz. Und das so anschaulich, lebendig und konkret, dass es trotz des schweren Themas Spaß macht, ihr Buch zu lesen.
Astrid Norney macht deutlich, dass Altersdiskriminierung Menschen aller Altersgruppen betrifft: Fast alle gelten heute entweder als "zu jung" oder "zu alt", und das nicht nur auf dem Arbeitsmarkt.

Wer aufgrund der Abwertungen krank und depressiv wird, Angst hat vor schlechter Behandlung in Arztpraxen und Altenheimen, hat dafür gute Gründe. Welche das konkret sind, beschreibt die Autorin sensibel und kompetent. Sie plädiert sehr zu Recht dafür, die Stärken und Schwächen aller Lebensalter zu sehen und für ein generationenübergreifendes Engagement, das allen erlaubt "das Abenteuer Leben“ bis zu seinem Ende gut zu bestehen.
Im Anhang sind für den Fall der Fälle Anschriften der Organisationen und Anlaufstellen aufgeführt, die Unterstützung und weitere Informationen bieten.

Erschienen ist "Zu alt? Abgelehnt!" im Viola Falkenberg Verlag in Bremen. Es kostet 12,90 Euro und hat die ISBN 3-937822-53-4.

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