Rezensionen Brendel, Brendel, Schertz & Schreiber: Richtig recherchieren

Matthias Brendel, Frank Brendel, Christian Schertz, Henrik Schreiber: Richtig recherchieren – Wie Profis Informationen suchen und besorgen – Ein Handbuch für Journalisten und Öffentlichkeitsarbeiter. Verlag: Frankfurter Allgemeine Buch, Frankfurt 2011. 280 Seiten. Preis: 24,90 Euro. ISBN 978-3-899-81236-7.

Autorin der Rezension: Ulrike Mellenthin, Mönchengladbach
Dieses Buch beinhaltet viele wissenswerte Grundlagen zu Methodik und Rechtslage der Recherche. Damit richtet es sich in erster Linie an Journalisten, denen Front- und Hintertüren zu wohl gehüteten Informationen aufgezeigt werden. Öffentlichkeitsarbeiter werden ihre eigenen Arbeitsfelder in nur wenigen Beispielen wiederfinden, doch sie profitieren trotzdem: Sie lernen die Taktik der Informationsjäger kennen, die an ihre Türen klopfen.

Das Autorenteam besteht aus drei erfahrenen Rechercheuren und einem Rechtsexperten für Presse- und Medienrecht. Die Tatsache, dass sie in unterschiedlichen Themenfeldern arbeiten, verleiht dem Buch eine bunte Mischung an Beispielen, die mal ins städtische Baudezernat führen, mal an die Uni und dann in die Unterwelt. So erhält der Leser zum Beispiel auf elf Seiten Einblicke in eine investigative Recherche über einen Schmugglerring.

In der siebten, überarbeiteten und aktualisierten, Auflage beschreiben die Autoren zunächst verschiedene Wege der Informationsbeschaffung: Wie gelange ich an Informationen zu Behörden, Unternehmen, NGOs, etc. Sie gehen dann auf die Recherche im Netz ein. An dieser Stelle hätte ein tieferer Einblick in die Welt des Web 2.0 zur Aktualität beigetragen. Nach zwei theoretischen Kapiteln zu Systematik und Recherchemethoden folgt eines zu „Recherchen im Zwielicht“ – jeder Krimifan wird seine wahre Freude daran haben. Gesprächsführung und Fragetechnik bereiten auf das persönliche Gespräch mit einem Informationsträger vor. „Lokale Recherche“ zeigt vor allem aus Journalistensicht, welche Chancen, aber auch Fallstricke in einem Umfeld auftreten können, in dem jeder jeden kennt. Der Abschnitt „Komplexe und schwierige Recherchen“ demonstriert anhand einiger Beispiele die Indizien eines Wespennestes und die Wichtigkeit von Sorgfalt und eigener Verschwiegenheit. Die Kapitel „Betrügern auf der Spur“ und „Unseriöse Geschäftsmacher identifizieren“ hätte man zusammen fassen und aufwerten können. Das Kapitel „Falschmeldungen erkennen“ kratzt mit seinen nicht mal drei Seiten leider nur an der Spitze des Eisbergs. Vor den abschließenden „Tipps und Tricks“ erfährt der Leser mehr zu den rechtlichen Aspekten der Recherche: Welche Auskünfte darf Jedermann einholen? Welche nur der Inhaber eines Presseausweises? Auch auf juristische Grauzonen geht dieses Kapitel ein, etwa Verdachtsrecherchen oder verdeckte Recherchen.

Die Präsentation von Informationen zählt meist ebenso zu den Leistungen des Rechercheurs wie deren Beschaffung. Und genau an dieser Stelle hätte das Handbuch mehr Augenmerk vertragen können: Weshalb würde man zum Beispiel wertvolle Links zu Datenbanken in einem Fließtext verstecken? Eine Linkliste zum Abschluss des Kapitels oder Buchs wäre aus Autorensicht ein minimaler Mehraufwand, für den Leser aber eine große Zeitersparnis. Auch wirken einige Texte etwas langatmig und sprachlich hölzern.
Fazit: Ein interessantes Buch für denjenigen, der genügend Ausdauer und Interesse mitbringt.

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