Mensch vor Marge: Das Ende der Ego-Agenturen

Im Kampf um die besten Köpfe werden die Agenturen gewinnen, die Mitarbeiter durch Freiheit, Fairness und Vertrauen binden. Dazu müssen Agenturchefs ihre Eitelkeit im Zaum halten. Die Zukunft gehört Kreativunternehmern, die Talente fördern statt auszubeuten. Jahrelang, ja über Jahrzehnte, schien der Kommunikationsbranche der Nachwuchs nicht auszugehen. Werbe- und PR-Agenturen waren attraktive Arbeitgeber, die es sich erlauben konnten, ihre neuen Mitarbeiter schon während des Studiums an Design- und Filmakademien oder an Instituten für Kommunikationswissenschaft und Publizistik auszusieben. Zu verlockend war die Aura des Kreativen, die Aussicht auf eine Karriere bei den großen Namen der Branche.

Ich erinnere mich an einen "Werbekongress" an der Universität der Künste in Berlin Mitte der 1990er - ich gehörte selbst zum hoffnungsfrohen Nachwuchs - wo die Teilnehmer ganz aufgeregt auf ihre Audienz bei der Jury warteten. Um dann (neben anderen) auf Jean-Rémy von Matt zu treffen, der ihre Präsentationen mit demonstrativem Desinteresse abnahm. Ich empfand sein Verhalten als respektlos. Aber diese zur Schau gestellte Arroganz war wohl Teil der Aura von Jung von Matt. Er konnte es sich leisten, er war der Top-Kreative, dessen Agentur sich vor Bewerbungen der Hoffnungsfrohen nicht retten konnte.
Den Artikel von Tapio Liller am 1. Dezember auf der neuen Website "The Third Club" hier online weiterlesen.