Studien Vertrauensfrage im Fußball: Fans differenzieren – kleine Vereine haben Kredit, FIFA abgestraft

GPRA Vertrauensindex LogoKohrs Uwe A GPRA PraesidentKaum haben die Fußballclubs im Lande die Vorbereitung auf die neue Saison aufgenommen, richten die Medien ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Kickergewerbe aus. Die Gesellschaft PR-Agenturen (GPRA) wollte daher im Juni 2015 wissen, wie es nach dem Skandal um den Fußballweltverband FIFA um das Vertrauen in den Fußball generell bestellt ist. Die Antwort der Befragten fällt differenziert aus. Während die FIFA wenig überraschend klar abgestraft wurde – 81 Prozent der Befragten haben kein Vertrauen –, können sich sogenannte kleine Vereinen wie Freiburg, Paderborn oder Augsburg über hohe Vertrauenswerte (72 % haben Vertrauen) freuen. Ermittelt wurden die Werte im Rahmen des GPRA-Vertrauensindex, der halbjährlich herausarbeitet, welchen Branchen die Deutschen ihr Vertrauen schenken. GPRA-Präsident Kohrs (Foto) ordnet das FIFA-Ergebnis so ein: „Die FIFA unterbietet sogar den bisherigen Vertrauens-Negativrekord der Finanzdienstleister. 81 Prozent Misstrauen – das hat bisher noch keiner geschafft.“ Doch die Vertrauensindex-Ergebnisse machen deutlich, dass die Befragten nicht alles über einen Kamm scheren.

So billigen mit 54 Prozent immerhin noch mehr als die Hälfte dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu, vertrauenswürdig zu sein. Das ist der dritthöchste Wert in dieser Befragung. Auf Platz 2 – nach den sogenannten kleinen Vereinen (72 % Vertrauen) – rangiert der Fußballverein in der Stadt / im eigenen Ort (71 %). Einen deutlich geringeren Zuspruch verzeichnen die erfolgreichen, finanzstarken Vereine wie Bayern München oder Borussia Dortmund (42 %), der europäische Fußballverband UEFA (33 %) und die Vereine VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen und TSG Hoffenheim mit starken Investoren im Rücken (32 %). Kohrs: „Große Clubs wie der FC Bayern treten eher geschäftsmäßig und abgeklärt auf wie ein Wirtschaftsunternehmen und polarisieren viel stärker. Aber wenn ein ‚kleinerer Club‘ wie der FC Augsburg oder der SC Freiburg trotz kleinerer Budgets eine erfolgreiche Saison und dann am besten noch attraktiven Fußball spielt, freut sich jeder Fußballfan irgendwie darüber.“

Gründe für die Anhängerschaft zu einem Verein
Untersucht wurden auch die Gründe für die Anhängerschaft zu einem Verein. Interessant: Hier wird von den Fans vor allem anerkannt, wenn ein Verein aus wenig viel macht. 72 Prozent der Befragten gaben als Grund für die Gefolgschaft an, dass es Vereinen gelingt aus geringen Mitteln ein Optimum zu erreichen. Eine große Rolle für die Anhängerschaft spielen auch die sportlichen Erfolge (58 %), wie attraktiv der Fußball ist, den eine Mannschaft spielt (56 %) und wie sympathisch Spieler und Verantwortliche empfunden werden (56 %). Die regionale Treue zum Verein vor Ort wird von knapp der Hälfte der Befragten als Grund für Anhängerschaft angegeben (47 %). Lebenslange Treue zum einmal gewählten Verein scheint an Bedeutung zu verlieren. Die Fußballromantiker wird‘s wurmen, aber nur 25 Prozent der Befragten nannten als Grund für die Gefolgschaft zu einem Club: „War von Kindesbeinen an mein Verein.“

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