Medien Für Sie gesehen: Medienmagazin ZAPP am 17. September

1. Privatsender - Milliardendeals durch erfundene Zielgruppe *

2. Spindoctors - Einflussnahme auf Nachrichten

3. Waldi Hartmann - Vorwürfe wegen peinlicher Sprüche und lukrativer Werbung

4. Soziallotterie - Notlage durch neuen Staatsvertrag

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Die so genannte "werberelevante Kernzielgruppe" der 14- bis 49-Jährigen ist ein Marketing-Mythos des Privatsenders RTL. Das enthüllt der frühere RTL-Vermartungschef Uli Bellieno in Zapp. Diese Abgrenzung sei Anfang der 80er Jahre als "wunderbarer Vermarktungstrick" von Helmut Thoma entstanden. Der damalige RTL-Chef habe es mit seiner Eloquenz geschafft, diese Zielgruppe im Markt zu verankern: "Die Kukidents überlasse ich gern dem ZDF." Dabei handle es sich um eine völlig willkürliche Abgrenzung ohne wissenschaftliche Grundlage. Dennoch wurde die "werberelevante Zielgruppe" die zentrale Währung für die Werbewirtschaft. Die Idee stammt aus den USA und sicherte RTL die Marktführerschaft. Und das, obwohl die Privaten längst nicht so jung sind, wie sie sich geben. Zapp über eine erfundene Zielgruppe, die den Privatsendern Milliardendeals brachte. *

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Kurt Beck erfährt aus dem Fernsehen: Frank-Walter Steinmeier wird Kanzlerkandidat. Der Außenminister habe den SPD-Chef gedrängt. Der sei entmachtet. In der Öffentlichkeit steht Beck als Bremser da. Er tritt ab. Doch wer gab der Geschichte diesen Dreh? Wer informierte die Presse? Beck sieht eine Intrige, angezettelt von Spindoctors: PR-Experten im Umfeld der Mächtigen, die trickreich versuchen, politische Berichterstattung in ihrem Sinne zu beeinflussen. Als Angestellte handeln sie im Auftrag von Politikern. Sie wirken im Verborgenen. Mit ihren Kontakten zur Presse drehen sie Informationen in die passende Richtung. Sie versuchen, Journalisten von ihren Einschätzungen zu überzeugen. Und viele von ihnen lassen sich manipulieren. Zapp über Strippenzieher im Hintergrund, die auf Nachrichten Einfluss nehmen.

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"Die rettende Tür soll zuerst von jungen Frauen, dann vom Rest und zuletzt von den Hartz-IV-Empfängern aufgesucht werden." Das soll - so berichtet die "Hör Zu" - Sportmoderator Waldemar Hartmann vor der ARD-Show "Waldi & Harry" bei den Olympischen Spielen in Peking gesagt haben, um sein Publikum in Stimmung zu bringen. Mehrere Besucher wollen diese Beleidigung für Hartz-IV-Empfänger gehört haben. Auch, was die journalistische Unabhängigkeit betrifft, nimmt es Waldemar Hartmann nicht allzu genau. Mit einer bayerischen Brauerei hat er einen lukrativen Werbevertrag. In einem Spot prostet er Oliver Kahn im Biergarten zu. Auf seiner Website outet sich Waldemar Hartmann auch als Werbeträger für Adidas, Audi, Praktiker, Edeka und Rewe. Doch was gut ist für seinen Geldbeutel, ist schlecht für das Image von Journalisten. Zapp über einen Sportreporter, der wegen peinlicher Sprüche und lukrativer Werbung in der Kritik steht.

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Das Laurentius-Heim in Itzehoe hat profitiert: Die Senioren-Wohnanlage erhielt für einen Neubau 300.000 Euro von der ARD-Fernsehlotterie. Freude auch beim Flüchtlingszentrum Refugio in Kiel: Die Einrichtung bekam für die Behandlung traumatisierter Kriegskinder 240.000 Euro von der Aktion Mensch des ZDF. Ein Platz an der Sonne verspricht die ARD-Fernsehlotterie. Doch nach Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrages am 1. Januar 2008 gibt es für die beiden größten deutschen Soziallotterien viel Schatten: Sie fürchten um ihre Einnahmen. Denn Fernsehwerbung für diese Soziallotterien wurde stark eingeschränkt. Aktion Mensch und die ARD-Fernsehlotterie rechnen mit Gewinneinbrüchen von bis zu 30 Prozent. Zapp über einen Staatsvertrag, der die Soziallotterien in Not bringt.

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Quelle: www3.ndr.de


*Anm.d.Red.: Das Thema der blödsinnigen "werberelevanten Zielgruppe" ist nicht so ganz neu, wie wir bereits im Juli berichteten. Schön, dass das NDR-Medienmagazin ZAPP dieses Thema nun auch entdeckt hat und noch einmal aufgreift, denn diesen unsinnigen Werbemythos kann man nicht oft genug kritisch betrachten. Lesen Sie hierzu auch den Kommentar von Thomas Lückerath.

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