Das PR-Interview Interview Nr. 32: Social Media ist zu selten strategisch in die Wertschöpfung der Unternehmen eingebunden

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Interview mit Mirko Lange zum Stand der Umsetzung bei Social Media in Deutschland

PR-Journal: Alle reden von der wachsenden Bedeutung von Social Media. Aber wie sieht es mit der praktischen Umsetzung in konkrete Konzepte und Aktionen aus?

lange_mirkoMirko Lange: Gut. Und es wird täglich besser. Viele Agenturen stehen dem neuen Thema eher hilflos gegenüber, aber für immer mehr ist Social Media ein fester Bestandteil ihrer täglichen Arbeit. Auch bei uns gibt es keine Aufgabenstellung, bei der wir nicht Social Media als möglichen Problemlöser prüfen. Bei 80 Prozent unserer Konzepte ist Social Media ein Teil des Kommunikationsmixes - nicht der dominierende Teil, aber ein strategisch wichtiger.

PR-Journal: Wo liegen Defizite, wo tun sich Unternehmen bzw. ihre beratenden Agenturen schwer?

Mirko Lange: Die Situation ist viel zu heterogen, als dass man diese Frage angemessen beantworten könnte. Manche Unternehmen halten das ganze Thema für völligen Quatsch, andere sehen darin ein Heilsversprechen. Beide schätzen die wirkliche Bedeutung völlig falsch ein. Hier liegt ein Defizit in der Kenntnis der realistischen Möglichkeiten. Andere Unternehmen setzen Social Media schon sehr gut ein, oftmals allerdings recht toolbezogen – frei nach dem Motto: „wir sollten mal einen Twitter-Kanal eröffnen". Bis auf wenige Ausnahmen ist Social Media viel zu selten strategisch in die Wertschöpfung der Unternehmen eingebunden.

PR-Journal: Können Sie ein paar Beispiele für gelungene Social Media-Kampagnen geben?

Mirko Lange: Deutsche? Den „großen Wurf" gibt es wohl noch nicht. Aber ich kenne viele Beispiele, wo Unternehmen Social Media schon sehr gut einsetzen. Ich denke zum Beispiel, dass wir Social Media für unseren Kunden Flip Video sehr gut in die sonstigen Maßnahmen integriert haben. Die Kinokette Cinemaxx hat einen sehr erfolgreichen Twitter Account. Greenpeace hat Social Media handwerklich sehr gut für die Kampagne gegen Nestle eingesetzt. Daimler ist sehr stark im Bereich Corporate Blogging. Pro7 hat Facebook sehr gut verstanden. Die Telekom nutzt Social Media sehr erfolgreich, um das Unternehmen kulturell zu stärken – es gibt hunderte guter Beispiele.

PR-Journal: Was raten Sie Unternehmen, die die sozialen Netzwerke für sich nutzen wollen?

Mirko Lange: Der wichtigste Rat ist, dass sich die Unternehmen fragen sollen, wofür sie Social Media nutzen wollen. Einfach nur „Social Media machen" ist verschwendete Liebesmüh und führt leicht zur Frustration. Frei nach dem Motto: „Wenn Social Media die Antwort ist, was war gleich noch mal die Frage?" Social Media eröffnet neue Möglichkeiten, die in manchen Bereichen neue, sehr effiziente Kommunikation ermöglichen. Unternehmen und beratende Agenturen sollten sich diese spezifischen Vorteile vergegenwärtigen und sich fragen, für welche betrieblichen Wertschöpfungsprozesse sie diese einsetzen können.

Mirko Lange ist Geschäftsführer von talkabout communications (GPRA) in München (www.talkabout.de

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