Das PR-Interview Interview Nr. 38: Compliance muss zu einem gelebten Bestandteil der Unternehmenskultur werden

"Das PR-Interview" wird realisiert von k1 gesellschaft für kommunikation

Interview mit Hartwin Möhrle zum Thema Compliance und Kommunikation

PR-Journal: Worauf müssen Unternehmen beim Aufbau eines Compliance-Systems achten?

moehrle_hartwinHartwin Möhrle: Zunächst einmal geht es um die Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben und die Erstellung eines juristisch einwandfreien Regelwerks. Diese sollte möglichst knapp und unmissverständlich formuliert sein: Jeder Mitarbeiter muss wissen, was erlaubt ist und die Folgen eines Verstoßes kennen. Ein sauber ausgearbeiteter Compliance-Kanon alleine reicht jedoch nicht aus. Weiche Faktoren wie die bestehenden Business Codices und die Wertekultur im Unternehmen müssen zwingend mit einbezogen werden.

PR-Journal: Welche Fehler werden bei der Umsetzung gemacht?

Hartwin Möhrle: Häufig wird das Compliance-System als ein für sich stehendes Regelwerk gesehen. Beim notwendigen Vermittlungsschritt gegenüber Führungskräften und Mitarbeitern wird jedoch oft nur den Formalien genüge getan. Das reicht nicht, um ein Regelwerk zu einer wirksamen Rechtskultur zu entwickeln. Die Mitarbeiter müssen nachvollziehen können, warum regelkonformes Verhalten allen im Unternehmen nutzt und welche Risiken sie eingehen, wenn sie dagegen verstoßen. Das ist eine Vermittlungsaufgabe, bei der HR, Kommunikation und Compliance-Organisation eng zusammenarbeiten müssen.

PR-Journal: Welche Rolle spielen die Führungskräfte?

Hartwin Möhrle: Compliance ist ein Führungsthema. Mit dem bloßen Abnicken der Regeln ist es nicht getan, das Management muss aktiv vorleben, was es von den Mitarbeitern verlangt. Wenn, wie zum Beispiel im Fall Siemens zwischen dem existierenden Compliance-System und dem tatsächliche Verhalten einiger Führungskräfte Welten klaffen, steigt das Risiko für die ganze Organisation. Compliance muss zu einem gelebten Bestandteil der gesamten Unternehmenskultur werden.

PR-Journal: Wie ist das Bewusstsein für Compliance in den Unternehmen?

Hartwin Möhrle: Das ist sehr unterschiedlich und auch abhängig davon, ob es bereits relevante Verstöße gab oder immer wieder gibt. Häufig wird erst konsequent gehandelt, wenn Compliance bereits zu einem Krisenthema geworden ist. Um die eigene Reputation zu schützen, muss Compliance in die Risiko- und Krisenprävention integriert werden. Das beginnt damit, das Thema professionell und nachhaltig wirksam in die Organisation hinein zu vermitteln und zu implementieren.

Hartwin Möhrle ist Geschäftsführer der A&B ONE Kommunikationsagentur (GPRA), Frankfurt am Main (www.a-b-one.de). Das A&B ONE FOLIO "Compliance & Kommunikation" kann auf folgender Seite als PDF heruntergeladen werden: www.a-b-one.de/de/aktuelles/aktuelle_meldungen/folio_eins.html.

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