Kommentare Guter Strom, böser Strom, dummer Verbraucher

Viele von Ihnen werden sich noch erinnern, an die großen Kästen, die in den Siebzigern in den Häusern auftauchten und mit denen sich Hausbesitzer als besonders clever und innovativ gaben. Kaum einer, der nicht seinen ölverbrennenden Nachbarn stolz die komplizierte Technik seiner Nachtspeicherheizung erklärte. Wie überlegen und weit vorne fühlte sich dieser Trendsetter, dessen Länge der Liste der Vorteile seiner Heizart nicht enden wollte: kein Geld mehr an OPEC und Schornsteinfeger, Partyraum, statt Heizungskeller, wartungsfrei, sauber, effizient. Wem da nicht das Ego schwoll, war selber schuld.

Vierzig Jahre später gibt es die Dinger noch immer, in manchen Fällen sogar beim Neubau eingesetzt, mittlerweile um Generationen gereift, ohne das gesundheitsschädliche Asbest. Hinzu kommen jetzt noch elektrisch betriebene Fußboden- und sogar Wandheizungen. Stromheizungen gibt es also noch, nur macht keiner mehr einen so großen Wind darum. Zumal der Wind nicht immer für die Stromproduktion zuständig ist, solange noch atomare Brennstäbe in Kühlflüssigkeiten munter blubbern. Aber damit ist ja bald Schluss: der Atomausstieg ist beschlossene Sache. Aus den früheren Stromheizungstrendsettern wurden Leisetreter.

Soweit so gut, oder doch nicht? Es gibt da nämlich seit kurzer Zeit ein nettes Gesetz, das folgendes besagt:
Im Hinblick auf den Primärenergieverbrauch und CO2-Belastung ist von der Bundesregierung mit §10a der Energieeinsparverordnung (EnEV in der Fassung vom 29. April 2009) beschlossen worden:

1.  Außerbetriebnahme von Stromheizungen für Wohngebäude mit mehr als fünf Wohneinheiten.

2. Vor dem 1. Januar 1990 eingebaute oder aufgestellte elektrische Speicherheizsysteme dürfen nach dem 31. Dezember 2019 nicht mehr betrieben werden.

3. Nach dem 31. Dezember 1989 eingebaute oder aufgestellte elektrische Speicherheizsysteme dürfen nach Ablauf von 30 Jahren nach dem Einbau oder der Aufstellung nicht mehr betrieben werden. Wurden die elektrischen Speicherheizsysteme nach dem 31. Dezember 1989 in wesentlichen Bauteilen erneuert, dürfen sie nach Ablauf von 30 Jahren nach der Erneuerung nicht mehr betrieben werden.
(Quelle: Wikipedia)

Gleichzeitig werden die Fördermittel für elektrifizierten Straßenverkehr erhöht und die ollen Atombrenner werden verschrottet.

Szenenwechsel: Kennen Sie jemand, der schon eins dieser neuen Elektroautos hat? Sie wissen schon: diese Trendsetter der Neuzeit, die Mineralölkonzerne verachten und visionär in die Zukunft schreiten. Der Ladevorgang des Vehikels fällt besonders umständlich aus, damit jeder sofort sehen kann, wie weit vorne man damit ist. Jetzt ist alles Green System,  Blue Motion und Advanced Technology. Wenn es zum Gespräch kommt, dann ist sie wieder da, diese nicht endend wollende Liste von Vorteilen, die wir noch von den Stromkästen aus den Siebzigern kennen, die jetzt eben vier Räder haben. Galten damals jedoch noch handfeste Kostenvorteile, geht es jetzt vorrangig vordergründig darum, die Umwelt zu retten.

Erklären Sie das bitte mal einem Fünfjährigen: Deine Eisenbahn darf elektrisch fahren, aber die nächtliche Lesestunde verbringst Du gefälligst mit Kerze, statt Taschenlampe. In reduzierter Erwachsenen-Sprache: Strom raus aus dem Haus, Öl und Gas rein, Öl und Gas raus aus dem Auto und Strom rein. Und über allem thront der Beelzebub der Neuzeit: CO2, der Argumentelieferant für alles und gegen alles und wenn die drei Typen C-O-2 nicht ausreichen, dann heißt das Zeugs plakativ Klima-Killer (Killer, sie wissen schon: die Bösen, mit denen keiner was zu tun haben will, die für ihre Tat lebenslänglich mit anschließender Sicherungsverwahrung bekommen (unter die Erde verpressen kann man sie ja nicht)). Kommen Sie noch mit? Ich nicht! Strom im Haus soll die CO2-Belastung erhöhen, Strom im Auto aber nicht!

Knecht Ruprecht CO2 liefert uns jedes möglich Argument für sauberes Denken und eine schönere Zukunft, auch für so bescheuerte Possen wie die Mär vom bösen Wolf Stromheizung und dem braven Rotkäppchen Elektroauto. Wenn weltweit der gesamte Straßenverkehr eingestellt würde, dann hätten wir eine Ersparnis von 1% der CO2-Emissionen. Essen Sie Fleisch? Umweltsau! Essen Sie Reis? Umweltsau! Rauchen Sie? Umweltsau! Mögen Sie den Wald? Umweltsau! Finden Sie natürliche Sümpfe und Moore schützenswert? Umweltsau! Denn all das verursacht seit Jahrtausenden (Achtung, jetzt kommen sie wieder, die schlimmen drei) CO2.

Und dann ist da wieder die Erinnerung an die Siebziger: Strom ist toll, der kommt nämlich sauber aus der Steckdose geflossen – aha. Nur, dass die Steckdose jetzt nicht mehr heizen darf, sondern fahren soll. Und wer bezahlt die ganze Chose? Na wer wohl? Kommen Sie, einmal noch raten: wer zahlt? Genau: SIE und ICH und WIR alle! CO2 ist ein Klimakiller? Das mag im wesentlichen Prinzip so sein, aber das Giftgas ist noch etwas viel geileres: Eine Verkaufshilfe, ein Geldausdertascheziehargument, marketingtechnisch ein USP genannt. Dagegen sind die Zeitungsdrücker und Glaubensverkünder, die ungebeten vor unserer Haustür stehen, kleine Unschuldsengel.

Denen kann man allerdings die Tür vor der Nase zuschlagen, oktroyiertes Umweltgewissen kriecht durch alle Ritzen und erreicht uns stets und ständig und überall. Es gemahnt uns brav und mainstreamig zu sein, mit unseren krisengeschüttelten Mitteln sollen wir 1% CO2-Ausstoss (zack, da war’s wieder) aufhalten. Und dafür wird Geld gebraucht, viel Geld. Zum Beispiel um weltweit nach Lithium, Moissanit und den “seltenen Erden“ zu fahnden und diese aufwändigst zu gewinnen, denn ohne die geht nichts in der schönen, neuen Elektro-Welt. Dann stopfen wir das, was wir teuer aus China, Südamerika und sonst woher holen in die Elektroautos, damit wir unsere Häuser mit russischem Gas befeuern können.

Ihr Don Quichotes sattelt die Elektro-Pferde und tötet die Nachtspeichermühlen – für diese Heldentaten lasst Euch Eure Geldschatullen leeren!

-sdh-

 

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