Kommentare Kerlikowskys Kommentar über... Mißtrauen durch Unternehmerfehlleistungen

Foto: kerlikowskyGuten Tag, Mehr Deutsche haben noch weniger Vertrauen in die großen Wirtschaftsunternehmen als in die Bundesregierung. Nur elf Prozent stellen den Wirtschaftsriesen gute Noten aus. Allerdings wird der Bundesregierung mit 14 Prozent nur geringfügig mehr Vertrauen ausgesprochen. Als Ursache werden vor allem die Top-Manager in ihrem Verhalten verantwortlich gemacht. Nur eine Minderheit von 13 Prozent beurteilt die großen Konzernchefs positiv. Mittelständler werden viel besser bewertet. 42 Prozent der Befragten vertrauen ihnen (TNS-Emnid-Umfrage im Auftrag der gemeinnützigen Stiftung „Wertevolle Zukunft“ 22.625.11).

Erstaunen kann das nicht, prägten doch zuletzt Josef Ackermann und seine Mitangeklagten die Schlagzeilen im Wechsel mit Hartz & Co bei VW. Jetzt ist zusätzlich noch Siemens in die Schlagzeilen geraten und der Ex-Vorstand Thomas Ganswindt in Untersuchungshaft genommen worden. In den letzten Tagen sind „die alten Kamellen“ um die Bestechungen beim Verkauf von Spähpanzern und Airbus-Flugzeugen im aufgerollten Max Strauß-Prozeß hochgekommen.

Die Gemeinsamkeit beim Mannesmann-Prozeß und den kommenden bei VW ist die persönliche Vorteilsnahme. Das „Herauskaufen“ aus dem Prozeß durch Ackermann & Co hat die Bevölkerung meist mit Wut registriert. Erzürnen wird die Öffentlichkeit auch, wenn sie realisiert, daß im Hartz-Prozeß sich Verteidiger und Staatsanwaltschaft zuvor abgesprochen haben.

Anders gelagert sind die Vorgänge bei Siemens. Es geht um die Bestechung von potentiellen Kunden. Das war Jahrzehnte eine Selbstverständlichkeit bei Geschäften in Ländern wie Indonesien, Saudi-Arabien oder auch Griechenland. Die Steuer erkannte die Ausgaben als „nützliche Aufwendungen“ an. Eine OECD-Vorschrift im Jahr 2000 unterband die steuerliche Anerkennung. Die folgende Sarbanes-Oxley-Act sollte weltweit Bestechungen unmöglich machen, hat es aber nicht. Gerade wird in London ermittelt, weil beim Verkauf von Eurofightern für 15 Milliarden Euro das Königshaus von Saudi-Arabien – so wie bei den deutschen Spürpanzern - Geld erhalten hat (The Economist, London 11.6525.12). Nur mehr Offenheit kann das Image der Top-Manager wieder verbessern, meint Ihr

Dr. Horst Kerlikowsky
Berlin, den 16. Dezember 2006

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