Kommentare Kerlikowskys Kommentar über ... Verkehrsstau in der Automobilindustrie

kerlikowsky1Guten Tag! Die Lage der Automobilindustrie, und zwar die der Autohersteller wie ihrer Zulieferer, ist insgesamt katastrophal. Darüber kann nicht hinwegtäuschen, daß im ersten Halbjahr 2009 mit 2,059 Millionen Fahrzeugen 26,1 Prozent mehr zugelassen worden sind als in der Vorjahreszeit. Die Abwrackprämie von fünf Milliarden Euro, von der vor allem ausländische Hersteller profitiert haben, verzerrt das Bild. Allerdings ist VW der größte Gewinner. Die Hälfte des Verkaufs von 800 000 Autos in Deutschland führt VW auf die Abwrackprämie zurück.

Obwohl in vielen Ländern, so in zwölf europäischen, in den USA, China, Südkorea und anderen, staatliche Incentives Käufer locken sollen, ist weltweit der Absatz mäßig. Nach Angaben des Verbands der Deutschen Automobilindustrie ging der Export im ersten Halbjahr um 35 Prozent gegenüber der Vorjahreszeit zurück. 80 Prozent der deutschen Produktion geht normalerweise ins Ausland. Für 2009 schätzt PriceWaterhouseCoopers, daß die Produktion um 750 000 Fahrzeuge auf 4,7 Millionen zurückgehen wird, auch weil ein Teil der Käufe wegen der Abwrackprämie vorgezogen wurde. Das Niveau von 2008 dürfte 2013 wieder erreicht werden.

Zudem hat sich seit 10 Jahren in Deutschland die Kaufneigung halbiert. Nur noch 18 Prozent erklärten bei einer Umfrage im Auftrag von Aral, sie planen in den kommenden 18 Monaten den Kauf eines Neu-, Jahres- oder Gebrauchtwagens. Vom Kaufinteresse wird vor allem VW profitieren. 20 Prozent der Befragten liebäugeln mit einem PKW des Konzerns, der damit um zwei Prozentpunkte seine Position ausbauen wird. Einen größeren Sprung machen die japanischen Hersteller, die ihren Marktanteil von 12 auf 16 Prozent erhöhen dürften. Französische Autos sollen nach 10 nur noch von 7 Prozent gekauft werden. Rückgänge bei den Verkäufen werden Audi (von 9 auf 6 Prozent), BMW (von 8 auf 6 Prozent) und Opel (von 10 auf 8 Prozent) hinnehmen müssen.

Wir Steuerzahler sollen nach dem Willen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihren Parteigenossen Roland Koch, Jürgen Rüttgers und Dieter Althaus den Absteiger Opel mit 4,5 Milliarden Euro retten. Opel hat bereits in den letzten Jahren Verluste von einigen Milliarden Euro gemacht. Der Hersteller dürfte, trotz der Abwrack-Spritze, dieses Jahr über 2 Milliarden Euro weitere Verluste ausweisen. Opel ist kaum durch einen Verkauf an Magna (selbst in der Verlustzone) und erst recht nicht durch deren russische Partner zu retten; denn dort hat sich wegen der Wirtschaftskrise in diesem Jahr die Autoproduktion halbiert. Bei Opel müßten zur Sanierung radikal Fabriken geschlossen und Mitarbeiter entlassen werden. Doch das würde der Regierung im Wahlkampf schaden. Was die CDU mit Angela Merkel tönt, ist genauso Wahlkampfgeschwätz wie das der SPD-Genossen. Auf Kosten der Steuerzahler wollen sich die Politiker als Retter von Arbeitsplätzen profilieren – koste es was es wolle. Hoffen wir also auf betriebswirtschaftlich vernünftige Entscheidungen aus den USA – vor der Wahl; darauf hofft Ihr

Dr. Horst Kerlikowsky
Berlin, den 27. August 2009

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