Rezensionen Six, Gleich, Gimmler: Kommunikationspsychologie und Medienpsychologie

Ulrike Six, Uli Gleich, Roland Gimmler (Hrsg.): "Kommunikationspsychologie und Medienpsychologie". Beltz Verlag, Weinheim, Basel. 2007. 496 Seiten. Preis: 49,90 Euro. ISBN-10: 3621275916.
Eine Rezension von Manfred Piwinger, Wuppertal, Juli 2009.

Ein Lehrbuch und ein Lernbuch. Dieses Herausgeberwerk ist ein weiterer Beweis dafür, dass Psychologie und Kommunikationswissenschaft in getrennten Welten leben. Ein Beleg dafür ist bereits die Sichtung der Literaturangaben. Hier findet man kaum ein Werk der klassischen Kommunikationswissenschaft zitiert. Das gilt natürlich auch vice versa für die Kommunikationsliteratur. „Kommunikationspsychologie und Medienpsychologie“ ist als Lehrbuch konzipiert – mit all den Vorteilen eines strukturierten und übersichtlichen Aufbaus. Wichtige Literatur und Lehrsätze sind gekennzeichnet und gut zu erkennen.

Es ist aber nicht nur ein Lehrbuch, sondern auch ein Lernbuch und als solches Kollegen in Kommunikationsberufen dringend ans Herz gelegt. Der Umfang von 496 Seiten sollte nicht abschrecken, da jedes Kapitel für sich eine abgeschlossene Einheit darstellt. Die Herausgeber sind sämtlich Wissenschaftler am Institut für Kommunikationspsychologie, Medienpädagogik und Sprechwissenschaft der Universität Koblenz-Landau; die anderen Autoren ebenfalls Psychologen verwandter Disziplinen. Die Analyse, Erklärung und Vorhersage von Kommunikationsprozessen und – ergebnissen unter psychologischen Aspekten kennzeichnet den Forschungsgegenstand und findet entsprechend in dem Werk breiten Raum.

Different zu Teilen der Kommunikationswissenschaft befasst sich die Kommunikationspsychologie (der Aspekt der Medienpsychologie bleibt hier ausgeklammert) mit allen differenzierten Kommunikationsformen unter einer mikroanalytischen Perspektive, nicht jedoch z.B. mit dem Themenkomplex „Kommunikation und Sprache als System“, rein ökonomische, rechtliche, historische, philosophische und ästhetische Dimensionen von Kommunikation sowie Kommunikationsprozesse und –auswirkungen mit Blick auf die makrosoziale Ebene und soziale Subsysteme (S. 27).

Wo sonst in der herkömmlichen Fachliteratur entdeckt man erwähnenswerte Ausführungen zu Themen wie: „Das Selbst als kommunikationssteuernder Faktor“ (S.120) oder „Kommunikationskompetenz“ (S. 272), „Einstellungskategorien und ihr Wirkungsbereich“ (S. 93), „Soziale Kognition und Urteilsbildung“ (S. 70) oder „Aggresionstheorien“? Das Buch enthält den aktuellen Stand des Fachwissens. Auch für Studierende ist eine empfehlenswerte und anregende Lektüre. Für erfahrene Kollegen ist es ein Muss.

Seitennavigation