Rezensionen Jörg Neumann: Formulieren ohne Floskeln.

Autorin der Rezension: Sabine Sturm, Fachjournalistin, ars publicandi GmbH

Abschied von den sehr Geehrten ...

Von den berühmten "sehr geehrten Damen und Herren" in der Anrede über altbekannte Satzeinleitungen wie "Anliegend erhalten Sie ..." bis hin zu den immer wiederkehrenden "freundlichen Grüßen" am Ende reicht die durchschnittliche Floskelpalette in der Geschäftskorrespondenz von Unternehmen. Bedenkt man, dass sich die Kommunikation nach außen – wenn nicht mündlich/persönlich - auf diese Art vollzieht, tut ein Wandel hin zu mehr Originalität Not, damit die erhoffte Wirkung nicht verpufft.

Jörg Neumann, Geschäftsführer des Schweizer Trainingsinstituts NeumannZanetti & Partner, hat zahlreiche Geschäftsbriefe von Schweizer Unternehmen unter die Lupe genommen und sie auf ihre ‚Floskeldichte’ hin abgeklopft. Auf Basis dieser Untersuchungen ist ein Buch herausgekommen, das zwar mit viel Charme und Witz geschrieben ist, aber auch - Achtung Floskel! - durchaus den Finger in die Wunde legt, indem es an anschaulichen Beispielen aufzeigt, wie oft immer noch geschäftliche Korrespondenz allzu nüchtern, gar inhaltsleer und langweilig daherkommt. In Zeiten schneller E-Mail-Korrespondenz, so der Autor, müsse sich der gute alte Briefversand stilistisch anpassen und seine Informationen ebenfalls kürzer und knackiger, aber gleichzeitig auch kreativ und emotional transportieren. Auf diese Weise kann das Unternehmen sich und seinen Produkten oder Dienstleistungen ein wesentlich dynamischeres und interessanteres Image verleihen.

"Dies ist ein Arbeitsbuch" verkündet Jörg Neumann zu Beginn, sortiert die zumeist erschreckend allgegenwärtigen Floskeln nach Kategorien wie "Lustig, aber sinnlos" oder "Klassiker & Dauerbrenner" und gibt dann dem Leser Informationen zur Hand, die mithilfe von praktischen Übungen sofort umgesetzt und vertieft werden können, um auf dieser Grundlage in Zukunft die eigene Korrespondenz nach außen nachhaltig zu optimieren.

Das erste Drittel des Buchs ist der Ideen- und Zielgruppenfindung gewidmet, danach wird es konkret: Welche Sprachtypen gibt es und aus welchen Bausteinen ist ein Brief aufgebaut? Wie lassen sich die gewonnenen Erkenntnisse umsetzen? Unter Verzicht auf Branchenbeispiele geht der Autor hierbei durchaus über die geschäftliche Ebene hinaus, indem sich zu den bekannten Genres Begleitbrief, Reklamationsantwort, Rechnung, Mahnung und Memo überraschenderweise der Liebesbrief gesellt. Auch mehr oder weniger neue Kommunikationsmittel wie E-Mail, Fax und SMS und ihr Beitrag innerhalb der Unternehmenskommunikation finden Erwähnung. Den Abschluss bildet ein Ausblick, was die Zukunft in diesem Bereich (höchstwahrscheinlich) bringt.

Mein Fazit: Jörg Neumann als ausgewiesener Mann vom Fach lässt den Leser an einem vollen Topf an Erfahrungswerten teilhaben. Mit seinen Handreichungen schafft er es den Blick zu schärfen für die Fülle an nichtssagenden und unpersönlichen Floskeln, die noch immer vielfach Verwendung finden. Diesen zum Teil seit Jahrzehnten benutzten Altlasten stellt er originelle Alternativen gegenüber, die in der Tat imagefördernd sein können, auch wenn man sie vielleicht nicht immer und in jedem Fall anwenden sollte - wer würde beispielsweise eine Mahnung ernst nehmen, die "mit begeisterten Grüßen" unterschrieben ist?

Buchtitel: FormulierenJörg Neumann: "Formulieren ohne Floskeln. Geschäftskorrespondenz mit Pep und Persönlichkeit."; Verlag Redline Wirtschaft, Frankfurt am Main; 2004. 2., aktualisierte Auflage; 120 Seiten; Preis: 10,- Euro; ISBN: 3-636-01196-0.

Hier direkt bei amazon.de bestellen.

 

Seitennavigation