Branche PR für Atomenergie: Die gelenkte Atomdebatte

PR-Berater empfahlen der Industrie möglichst dezentes Vorgehen bei der Laufzeitverlängerung − die Konzerne haben sich mit Erfolg daran gehalten. Die Regierung hat entschieden: Noch für mindestens zwei Jahrzehnte laufen in Deutschland die AKW, Gewinner sind vor allem Eon mit rund 1,2 Milliarden und RWE mit rund 1,1 Milliarden Euro Zusatzprofit pro Jahr. Wie aber konnte es zu dem Ausstieg aus dem Ausstieg kommen – obwohl die Mehrheit der Deutschen Atomkraft ablehnt?

Eine Ahnung vermittelt ein Papier der PRGS, einer „Unternehmensberatung für Politik- & Krisenmanagement“. Titel: „Kommunikationskonzept Kernenergie – Strategie, Argumente und Maßnahmen“, laut Deckblatt übergeben am 19. November 2008. Empfänger: „Eon Kernkraft GmbH“. Auf 108 Seiten wird erörtert, wie „die politisch-öffentliche Debatte um die Verlängerung der Restlaufzeiten deutscher Kernkraftwerke positiv zu beeinflussen“ sei. Auf der Basis von Umfragen, Gesprächen mit Journalisten und „Abgeordneten und Mitarbeitern“ des Bundestags („selbstverständlich ohne Nennung Eons oder des Auftrags“) beschreibt das Konzept, mit welchen „Argumenten, Akteuren und Maßnahmen“ der Wiedereinstieg herbeigeführt werden könne.

Zwar war die PRGS 2008 für Eon tätig, dennoch dementierte der Konzern 2009, dass es sich um ein Auftragspapier handele. Die PRGS habe sich bei Eon damit nur beworben. Nach der Laufzeitentscheidung muss man sagen: Wenn Eon das Konzept nie gelesen hat, hat die Atomlobby die Hinweise intuitiv befolgt.

Den Artikel von Steven Geyer am 7. September in "fr-online.de" hier weiterlesen.

Seitennavigation