Medien EU: Mehr Werbeunterbrechung und erlaubte Schleichwerbung

Europas Fernsehzuschauer müssen sich noch in diesem Jahrzehnt wohl auf häufigere "Werbepausen" in den Programmen einrichten. Die Europäische Kommission beschloss am 13. Dezember in Straßburg einen Gesetzentwurf, der die Vorschriften für TV-Werbespots vereinfachen soll. Der Entwurf erlaubt Werbeunterbrechungen auch in Sport- und Unterhaltungsprogrammen zu jedem Zeitpunkt - obwohl es bei den max. zwölf Minuten Werbung pro Stunde bleiben soll. Auch Product Placement, zuletzt im ARD-Schleichwerbeskandal erst zu den unzulässigen Werbeformen erklärt, soll künftig erlaubt sein - wenn der Sender das vor Filmbeginn kenntlich macht. Die Einnahmen für Product Placement gehen an die Sender.

Die Kommission setzt künftig auf Selbstregulierung durch die Zuschauer. Sie sollen selbst über die Güte des Programms entscheiden. "Für die EU-Kommission bedeutet eine verbesserte Kontrolle durch den Endverbraucher, dass wir weniger gesetzliche Bestimmungen brauchen", begründete Medienkommissarin Viviane Reding den Entwurf. Europäisches Parlament und der Ministerrat (die zuständigen Minister der Mitgliedsstaaten) müssen dem Kommissionsentwurf noch zustimmen - und danach müssen ihn die EU-Staaten in nationales Recht umsetzen.

Reklame für Tabakprodukte und verschreibungspflichtige Medikamente sollen nicht erlaubt sein. Alkoholische Getränke sind dagegen erlaubt. Der Vorschlag verbietet Product Placement lediglich in Nachrichten, politischen Magazinen und Kindersendungen.

Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) erklärte, wer die Trennung von Werbung und Programm aufhebe, führe die Mediennutzer in die Irre. Der DJV Deutscher Journalisten-Verband spricht sich gegen die von EU-Medienkommissarin Viviane Reding vorgeschlagene Legalisierung von Product Placement im Fernsehen aus. "Eine Legalisierung würde eine unnötige Aufweichung der bewährten Trennung von Werbung und Programminhalten bedeuten und die redaktionelle Unabhängigkeit gefährden", kritisierte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. Der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) begrüßte eine Deregulierung der TV-Werbung.

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